Donnerstag, 15. März 2012

Slackerrecords: Mal wieder ein Theaterbeitrag

Und wieder mal sitze ich da mit dem Drang euch zu erzählen, leider völlig ohne zu wissen was.
Ich könnte euch berichten, was alles so in Prag vorgefallen ist, und vielleicht tu ich da auch.

Wir waren da also von Freitag bis Montag. Ich will von den Höhepunkten erzählen:

  1. Fleisch mit Fleisch! Schweinemedaillons in Bacon eingewickelt!
  2. Semmelknödel mit Fleisch!
  3. Würste mit Wurst!
  4. Frittierter Käse!
  5. Honigkuchen!
  6. Was habe ich vergessen?

Dann kommt heute Abend das Bergfest. Der Sturm ist schon wieder halb vorbei. Vielleicht passiert etwas Aufschreibenswürdiges.

Außerdem versuche ich gerade mein verkümmertes zeichnerisches Talent wieder etwas aufzuwecken. Funktioniert leider nicht so ganz… Ich zeige euch einfach mal was von heute und was von damals, dann könnt ihr vergleichen und selbst entscheiden… Am besten irgendwas mit einem möglichst gleichen Motiv… Ja, ich erzähle euch was ich hier denke, aber wenn ich das veröffentliche hab ich alles rausgesucht, also ist es völlig belanglos.

Das hier ist Summer Glau, abgemalt kurz nachdem ich mein Grafiktablett bekommen habe.









Das hier ist von gestern. Es hört auf den Namen „Zufällige Asiatin“.

Das einzige was besser daran ist, ist dass es nicht abgezeichnet ist, Mut zu (einer) Farbe hat und in einem viertel der Zeit entstanden ist. Was bringt das, wenn es dadurch nicht besser wird?







Jetzt habe ich mir überlegt, ob ich nicht öfter Bilder in meine Beiträge bauen will.

Junge, oh Junge, bin ich froh, dass ich noch gewartet habe und diesen sonst sehr mageren Beitrag noch nicht vor dem Bergfest abgeschickt habe.

Ja Skandale gab es nicht. Es gab keinen Totalabsturz und ich bin nicht im Bett neben allzu schönen Juristinnen aufgewacht. Tatsächlich bin ich noch nicht mal Schlafen gegangen, sondern wach und nüchtern genug, um das jetzt noch zu schreiben. Vielleicht bemerkt ihr ja einen Unterschied zu sonst. Würde an dem guten Met liegen, der noch durch meine Adern fließt. Aber ich schaff es nebenher noch einem Kommilitonen beim Essay zu helfen, also kann es so schlimm nicht sein. Auch wenn mein Kopf etwas drückt. Das kenn ich so noch gar nicht.

Warum gibt es keine Skandale? Wieso kann ich euch nicht brühwarm die Details meiner „bohemen“ Katastrophen ausbreiten? Glaubt mir, es wäre mir heute ganz recht mit viel zu vielen schwarzen Haaren im Gesicht aufzuwachen und mich erst langsam wieder an Abend und Nacht davor zu erinnern, in dem Wissen, dass so schön nicht ein zweites Mal wird. Was heute aber interessant ist, ist nicht das Bergfest, sondern die Aufführung selber. Das ist komisch, weil mir persönlich die Aufführungen immer am unliebsten sind. Die Proben, der kreative Prozess, die Charakterentfaltung, das sind die Sachen die mich reizen, Aufführungen, sind dann das, was man machen muss, um dafür das Geld zu verdienen. Oder in dem Fall das Geld für andere.
Zuerst will ich aber trotzdem mal beim Bergfest bleiben. Ich habe heute endlich mal Gelegenheit gehabt mit dem vom Herren Baron angefertigten Met anzugeben. Leider wurde dabei viel zu viel davon getrunken. Meine Vorräte sollten aber noch reichen. Vor allem da die Moerserin ihren seit Januar geplanten Besuch schon wieder abgesagt hat. Diesmal aber aus durchaus verständlichen Gründen wie einen Job. Und das ist ja immer wichtiger wie das Privatleben. Was war da noch Gutes? Käse! Schöner Italienischer Hartkäse mit allzu gutem Brot! Leider hat mich der so aufgehalten, dass ich gar nichts mehr von der Mousse au Chocolat abbekommen habe. Dafür war der Weißwein dazu umso besser. Für die zahlreichen Weins und Mets die heute über den Tisch gegangen sind, ist man aber noch erstunlich nüchtern. Vielleicht entwickelt man inzwischen ein Immunsystem gegen im Theater zu sich genommene Alkoholika. Übung macht den Meister? Der Nudelsalat war nicht zu verachtne. Der Ziegenkäse super und Kiwis sowieso.

Aber genug vom Essen. Die Aufführung!
Vorab das: Vor eine Aufführung sind immer alle Leute sehr mit sich selbst beschäftigt, und alle Aufmerksamkeit, die nicht an die eigenen Aufgaben, Schminke und Kostüme verloren geht, werden für blöde Kommentare verwendet. Den generellen Inhalt will ich euch hier sparen. Das schöne am Theatervolk ist ja der, dass sie sich zwar für nichts zu schade sind, aber in der Regel ein relativ hohes Maß an Bildung mitbringen. Es wird bisweilen also sehr witzig.

So witzig, dass man es gar nicht merkt, wenn mal eine fehlt. Wieso? Unsere Regieassistenz, die pro Forma die Abendleitung übernimmt ist eine Schlafkappe. Das macht aber nichts, weil eigentlich hat sie nichts zu tun und es ist alles fein. Es trifft ihn auch gar keine Schuld, weil er sich im Folgenden als Held herausgestellt hat. Das ist zwar nicht sehr logisch, aber so scheint das menschliche Hirn zu funktionieren. In Wirklichkeit hätte es ja auch nichts gebracht, wenn wir noch rechtzeitiger bemerkt hätte, dass [der Prinz] aus unseren Reihen fehlt.

Der Prinz erinnert mich sehr an mich, als ich mein erstes Stück an dem Theater hatte. Sehr eingeschüchtert und den Arsch (noch) nicht in der Hose, um sich den Platz zu schaffen, den man sich unter dem sehr einnehmenden Theaterleuten manchmal machen muss. Umso schlimmer wird es ihn treffen, wenn er wieder zurückkommt.
Er ist also einfach nicht aufgetaucht. Vierzig Minuten vor der Vorstellung, kam uns das sehr spanisch vor. Er war ja schon immer einer der spät dran war, weswegen man gerne noch mal fünf Minuten wartet, bevor man sich wunder, weitere fünf Minuten, bevor man etwas unternimmt. Ans Handy ging er nicht ran. Wir kennen dieses „einfach nicht ran gehen“ daher, dass diese Leute meistens spät dran sind, und in dem Moment, in dem sie angerufen werden, gerade in die Straße einbiegen. Weitere fünf Minuten warten wir… Es wird langsam Zeit sich einzusingen - weil jede anständige Theatergruppe auch noch ein leistungsfähiger Chor wäre! Wir beginnen Festnetznummern herauszusuchen und anzurufen. Irgendwann meldet sich der Vater. Sein Sohn sei nicht zu Hause und vermutlich in der Turnhalle im nächsten Kaff und spielt irgendeine Sportart. Also los! Ins Theatermobil! Wie die wilden fahren zwei Schauspieler los zur beschriebenen Turnhalle, um den armen Kerl niederzuschlagen und ins Auto zu schleppen – die Maskenbildnerin auf dem Rücksitz, um ihn beim Hinweg zu bemalen. In der Zeit bauen wir seine Sachen auf und stehen mit seinem Kostüm bereit. Er muss sich also nur noch entblättern und dreimal durchatmen, bis er Spielfertig ist!
Satz mit X? In der Turnhalle ist er nicht. Mehr noch. Die Turnhalle ist komplett leer! Da wird doch wohl nicht etwa jemand seinen Vater angelogen haben? Wo könnte er noch sein! All seine Verwandten und Freunde wurden durchtelefoniert. Wir kamen nicht an ihn ran. An sein Handy ging er immer noch nicht. Wir vermuten, dass er eine geheime Freundin hat, bei der er nicht gestört werden wollte. Ach, noch einmal jung sein…

Was tun wir also? Von der Regie, die gerade eben noch da war, aber sich sobald sie gehört hatte, dass etwas nicht stimmt, verzogen hatte – Finden wir das in Ordnung? – kam dann via Handy der Befehl: Absagen, Geld zurückgeben, Heim gehen. Das führungslose Ensemble (denn was bedeutet eine Stimme am Telefon schon…) hat sich jetzt beraten. Die Vorstellung so gut machen wie es geht, oder wirklich absagen. Ein Publikum mit so gar nichts nach Hause schicken ist eigentlich immer das schlechteste. Aber eine Aufführung mit einem fehlenden Darsteller, der auch noch eine Doppelrolle hat und gigantische Musikeinlagen, das ist schon hart. Das merkt auch ein schlafendes Publikum. Wir wollten uns gerade dazu entscheiden, dass wir das Publikum vor diese Wahl stellen, als von unten die Nachricht kam, dass sie bereits dabei sind die Leute heim zu schicken. Die ganze Diskussion gab es vor allem weil mindestens sechs Besucher aus Hamburg da waren, die natürlich nicht einfach Mal so wieder kommen können, wie normale Zuschauer aus meiner neuen Heimat.

Ich bin ja mit dem Gymnasium an einem zumindest in der Theorie semiakademischen Zirkel aufgewachsen. Was hat man da für ein Problem? Es wird immer stundenlang diskutiert. So auch jetzt. Also beschloss ich mich dazu mich zu duschen und unseren ganzkörperbemalten Caliban wieder sauber zu schrubben. Aber zuerst musste ich noch etwas anderes erledigen. Ich stellte mich vor unseren Einsingsaal, der mir inzwischen ein bisschen wie die neue Streikzentrale vorkam, und wartete auf das, was gleich kommen musste. Die Insassen diskutierten noch viel zu lange über Dinge, die eh schon entschieden waren und dabei gingen die beiden Frauen unter, die Hamburger besuch hatten. Die liefen dann in meine offenen Arme, als sie schluchzend – Ja, Theatervolk ist nun auch sehr sensibel – aus dem Saal stürmten.
Muss alles getan werden. Ich begleitete die blutjunge Miranda und ihre Mutter Prospera in die Umkleide und schon erreichte mich die Nachricht: Wir spielen trotzdem! Wer noch da ist soll sich in diese sehr spontane öffentliche Probe rein setzen, damit die Angereisten auf ihre Kosten kamen. (Denkt drüber nach. Leute kommen aus Hamburg um uns zu sehen.) Schnell zog ich Caliban aus der Dusche, damit seine wertvolle Farbe nicht abging und zog mich selber wieder um. Jetzt galt es. In wenigen Sekunden habe ich mit meinem Gegenüber dieses Stückes die betreffenden Szenen bei denen er auf und hinter der Bühne gefehlt hatte uminszeniert und umgestaltet, die etwas überforderte und sehr nervöse Regieassistenz hat den Text eingetrichtert bekommen und den Säbel des Prinzen angeschnallt bekommen und wurde einfach so auf die Bühne geworfen. Es war ein Fest! Er selber hat sich gut geschlagen und konnte nur der Held sein. Selbst wenn er es versaut, hatte er ja nie eine Probe oder irgendeine Zeit sich vorzubereiten. Und es gelang erstaunlich gut. Ein bisschen Manöver von seinem Gegenüber, ein bisschen soufflieren von einem Ariel und sehr viel extra Arbeit von uns Allen (Ich musste gleichzeitig Zimbeln und ein mir vollkommen unbekanntes Lied auf der Gitarre zupfen. Und ich habe gesiegt!) und schon war die Vorstellung schon wieder vorbei!

Was für ein chaotischer Haufen, hu? Der Kapitän verlässt das sinkende Schiff, kümmert sich nicht um seine Mannschaft und nicht einmal die Schauspieler sind immer da. Das passiert aber nur alle Jahre mal. Und dann ist es meistens so, dass der Schauspieler noch erwischt wird, und man dann eben etwas später anfängt. Laientheater, yay! Dass jemand total in der Versenkung verschwindet und gleichzeitig die Aufführung vergisst, ist – so sagen es die Veteranen – in dreißig Jahren noch nicht vorgekommen.

Es kam auch eine Entschuldigung vom Schauspieler. Höchst förmlich, sehr nett. Der wird sich ganz schön was anzuhören haben, wenn er am Dienstag mit eingeklappten Ohren angeschlichen kommt. Er könnte einem fast Leid tun.

Unser Häuptling und Regisseur telefoniert im Moment das ganze Ensemble durch, um sich für sein Verschwinden zu entschuldigen. Die einzigen die Toben sind die Geldmenschen vom Theater, die alle Zuschauer wieder auszahlen mussten.

Und so haben wir also die letzte Aufführung der ersten Hälfte unseres Sturms gerettet. Seht witzig und für uns jetzt schon eine Geschichte die sich schön erzählen lässt, denn natürlich habe ich euch nur die Kurzfassung erzählt, denn Über drei Seiten gehe ich ungern raus. Und das habe ich jetzt getan.

5 Kommentare:

  1. Zunächst: Ich sehe das wichtigste aus Prag ist essen geblieben.

    zum Rest: Verrückte Geschichte... und was waren die jeweiligen Ausreden? Wasn das für n Regisseur, der sein Ensemble in so ner Situation sitzen lässt? Sehr, sehr merkwürdig...

    Aber Hauptsache du hast ne amüsante Geschichte zu erzählen ;)

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  2. In jeder Hinsicht wie sooft völlig deiner Meinung.
    Ausreden gab es keine. Der Junge meinte es sei ihm "unerklärlich, wieso er sich die Aufführung nicht notiert hatte", und der Regisseur hat eine Geschichte damit Krisen nicht gut zu bewältigen und meinte darum es sei besser gar nicht hier zu sein und Leute verrückt zu machen. Sehr durchdacht.

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  3. Ich sehe schon wie's gehen kann. ein freund von mir hat bald premiere mit einem amatuer stück (http://www.nord-berliner.de/10177-amateurtheater-phoenix-feiert-am-17-maerz-im-wedding-premiere.html) und dreht jetzt schon so leicht am rad...
    verständlicherweise, nehme ich an

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    1. Die totalen Katastrophen sind ja nun wirklich selten. Alles was schief gehen kann ist meistens höhere Gewalt, und daran kann man eh nichts machen. Daher wohl der Name...

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  4. ...und die moral von der geschicht:
    der prinz ist immer der held, oder
    ein theater ist nur so gut wie das improtalent seiner schauspieler, oder
    wahre größe zeigt sich erst in der katastrophe, oder
    entscheidungen werden aufgrund von gefühlen getroffen, denken verzögert das ganze nur....

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