Donnerstag, 21. Juni 2012

Gefasel: Zu Schön

Nichts weniger als ein künstlerisches Meisterwerk.
Früh stehe ich stramm, um zu salutieren, vor deinem Körper. Am Mittag fressen sich meine Blicke unter deine Kleidung, umschlingen deine Wärme und dringen bis tief in dich ein, bis zum Kern, dass ich ihn essen kann. Am Abend muss ich deinem Körper von Neuem salutieren und mich des nachts in den Schlaf weinen, nur weil ich weiß, dass er da draußen ist, dein Körper und so makellos, so perfekt driftet. Wäre er in dem Moment neben mir, würde ich deshalb weinen müssen, dass er da so liegt und ich es nicht wage würde ihn anzufassen und in ihn einzudringen. Ich weiß ich will ihm nahe sein, ich will ihn in mich aufnehmen, denn nur einzudringen, würde nicht reichen, wäre nicht genug, wäre zu heterogen.
Ich will deinen Körper in mir haben.
Also tue ich hiermit kund, dass ich beschlossen habe dich in Einzelteile zu zerlegen und für immer in mich ein zu bauen. Meiner eigenen ledrigen Haut ziehe ich deinen Samt über, bis kein Stückchen mehr zu sehen ist. Freilich muss ich meine lange Nase und meine großen Ohren abhacken, um in deine enge Hülle zu passen. Die weite Stirn muss ich abschaben und da wo meine großen krummen Zähne sind, müssen deine kleinen Beißerchen sein. Meinen Schädel spalte ich auf, und baue deinen um mein Hirn herum wieder auf. Das Hirn aber will ich behalten, denn niemals will ich das Andenken an dich dadurch zerstören deine Gedanken zu lesen. Deine Stimme bau ich als nächstes bei mir ein, damit ich in zwei Tonlagen reden kann und jeder hört, dass du auch tief in mir drin bist, als ein Teil von mir und aus mir nichts anderes kommt als du, denn von nichts anderem will ich reden. Auch will ich meine Füße absägen und deine anschrauben. Meine Fingernägel will ich abziehen und durch deine ersetzen, damit sie zur Haut passen und es nicht blöd aussieht. Deine Iris baue ich aus und klebe sie auf meinen Augapfel wo sie wie zwei Kontaktlinsen herumrutschen können.
Wenn ich dich dann trage, und du in mir bist, als Teil, dann kann ich die Reste deines Körpers klein schneiden und mit deinen eigenen Zähnen zerkauen und hinunterschlucken, wo ich ihn behalte bis er vollkommen in mir aufgelöst wurde und bald jeder Atemzug wie dein Odem sein wird, denn alles was ich ausatme wirst du sein.
Und dann. Dann habe ich dich in mir und kann dir so nah sein, wie noch nie jemand irgendwem jemals war.
Dann will ich nicht mehr länger leben, sondern an diesem perfekten Augenblick des Glücks will ich scheiden. Also werde ich uns umbringen, meine Schöne. Ich werde uns beide in einen Topf werfen und sämig einkochen, bis wir ein Brei sind und niemand mehr unterscheiden kann wo du beginnst und wo ich aufhöre. Dann sind wir für immer eins und werden zusammen als ein perfektes Gemisch bis wir nicht mehr von uns beiden sprechen können sondern nur noch von einem singulären Wir, das nichts anderes ist als dein Ich und mein Ich in einem einzigen Ich. Und wir können endlich beisammen sein. Für immer.
Wäre das nicht schön? Wäre es nicht zu schön?

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