Donnerstag, 14. Juni 2012

Unitagebücher: FÄRZN Stunden oder Macht heißt Verantwortung heißt zur Verantwortung gezogen werden.


Oh, boy.

Da ist jetzt die stressige Endprobenphase im Theater vorbei, aber Ruhe hat man deswegen trotzdem noch nicht.
Es ist Dienstag und der Taugenichts hat mal wieder nichts größeres zu tun. Im Dispostiv (=Unimedienblogt)treffen regt er sich einmal ordentlich über alles auf, und zeigt wie er das viel besser könnte, es aber niemals tun würde. Genau so wie er es damals von seiner Kollegstufe gelernt hatte, als er im Posten der Verantwortung saß. Danach unterhält er sich noch mit der Kollega1 und wartet darauf, dass sein Lieblingsmedienwissenschaftsdozent auftaucht. Er schafft es auch ihre ewige Treue und Mitarbeit bei seiner nächsten Serienunternehmung zu kaufen. Als der Dozent kommt hat er schon eine Horde von fünf Studenten dabei, die ihn belagern und entschließt sich zwanzig minuten später einfach zu gehen, weil das eh gerade alle machen und er keine Lust hat den Herdendrang zu widerstehen, um mit Einsamkeit belohnt zu werden. Außerdem hatte er den Professor ja sowieso morgen in aller Herrgottsfrühe (10 Uhr!) im Drehbuchseminar, wo er danach sehr belästigbar war.

Einige sehr entspannte Stunden bis zur abendlichen Aufführung. Zwei Stück die Woche sind völlig angemessen. Danach der traditionelle Besuch in der Theaterkneipe, die ja auch der Arbeitsort des Taugenichts ist. Die Kollega bedient praktischerweise. Verhängnisvoll. Sehr Verhängnisvoll.
Denn wie es Tradition ist, kommt die Kollega immer noch auf ein sehr gemütliches Feierabendbier vorbei. Diesmal war es eben leider schon Ein Uhr, als es soweit war. Und weil die beiden Serienjunkies sich eben erstmal zwei Stunden lang über die Erkenntnisse der letzten Woche unterhalten mussten, und sich nochmal eine Stunde über die Überlegenheit von Katzen streiten mussten, wurde es eben schnell vier Uhr Nachts. Und dabei ist der Mittwoch doch der Tag des frühen Aufstehens. Schweren Herzens wirft sich die Kollega dann halt selber raus.

Es ist 9:14 Uhr als der Taugenichts sich entschließt einfach nicht aufzustehen. 9:21 Uhr und er muss wirklich mal hoch. Taumelnd macht er sich deine Haferflocken und checkt routiniert alle Neuheiten im Internet, erpresste schnell die Teilnahme an einem Theater von seinem ältesten Bruder2 und erkannte um 9:37 Uhr, dass das Bad ungewöhnlicherweise belegt war. Also wartete er noch bis 9:43 Uhr, um in der Rekordzeit von ocht Minuten zu duschen. Dann in ein wie immer mühevoll ausgewähltes Outfit zu werfen und zur Uni zu fahren, wo der Dozent natürlich wie immer zu spät kam.
Eine Hiwi-Stelle hatte er zwar immer noch nicht für dein scheinbar über motivierten Taugenichts, dafür konnte er aber noch jemanden abpassen der sein Auto zum Campus fährt. Die Taugenichtsin macht das gerne und das kam ihm entgegen, weil er von der komischen Nacht so müde war. Schlafen ist aber nicht, wenn der Fahrer den Weg nicht kann und am engen Uniparkplatz das Einparken mit drei Autos im Nacken nicht hinkriegt.Also gibt’s schnell einen Fahrerwechsel, obligatorischen Hub- und Gestenkrieg mit den wartenden Autos und ein Hetzen zum Hörsaal, weil die Taugenichtsin natürlich wieder viel länger braucht, als alle anderen.
Die Vorlesung kann jetzt aber schön gepflegt verschlafen werden, wie es alle coolen Medienstudenten in der ver-musiktheaterlichten Umgebung machen. „Sound, Performance und Urbanität“. Verflucht. Kein „Hört euch langweilige Fakten über John Cage an und wieso er an allem Schuld ist“-Vortrag, sondern ein „Ich habe einen coolen Weg gefunden um coole Sachen so cool zu machen, dass sie auch in der Wissenschaft noch cool sind!“3 Völlig unmöglich das zu verschlafen.

Danach geht es wieder schnell zurück zu den ausgelagerten Medienwissenschaften, wo ein Münchener Produzent einen weiteren Gastvortrag über Produktion „Von der Idee zum Film“ erzählt. Natürlich waren das zwei Stunden voller alter Informationen. Aber nachdem genug durchschulte Studenten schön ab pinselten wie man sich einen Drehplan schreibt, und warum man erst die Außenszenen bei Tageslicht dreht und dann die Innenszenen, scheint das Niveau von
irgendjemandem wohl getroffen worden zu sein. Dann müssen die Theater und Medienstudenten schnell in der Pause fliehen, weil der Gastvortrag zur Hälfte natürlich mit einer ihrer Pflichtveranstaltungen kollidiert.
In dieser Audiomedienübung gibt’s es einen dritten Gastredner für den Tag, der was von Pressekonferenzen erzählt und mitmacht. Eine Viertelstunde vor Ende beschließt der Taugenichts, dass er nicht direkt von hier zur Arbeit gehen muss, sondern den letzten, überflüssigen „Wir lesen alle unsere Ergebnisse vor und lernen aus den Fehlern der Anderen“-Teil zu axten und lieber noch mal etwas zu essen (Wem ist es aufgefallen? Kein Mittagessen!) und einen Aufputschkaffee zu trinken. In den zwanzig Minuten, die er dadurch zu Hause hat schafft er auch genau zwei Scheiben Toast mit Nutella vom Löffel (Für Aufstreichen ist keine Zeit und kein Messer vorhanden) zu essen und ein Glas Kaffee zu trinken (Glas, weil alle Tassen unterwegs sind. Ja, im Gegensatz zu seinen Vorgängern ist der dritte Mitbewohner echt und braucht tatsächlich Küchenutensilien!) und dann durch den Regen zur Arbeit zu laufen und pünktlich zu kommen! Oh ja, Zeitmanagement lernt er, der Nichtstauger.

Berufsbedingt lernt er jetzt jede Menge über Fußball.
Natürlich kann er es so schon schätzen, wenn ein gut gezielter Schuss genau im richtigen Eck des Tors landet und der Torwart genau im falschen Moment los hechtet. Aber so viele Fakten über Trainer, Mannschaften, Nationen und Spieler hatte er noch nie gehört. Das übliche "Tschuldigung, ich kann in keiner Fußballkonversation sein." läuft auf der Arbeit natürlich nicht.
Auch hat er es noch nie erlebt, dass die Kneipe so still war und nur der Fernseher lief. Und dann plötzlich so laut war und dreißig Körper mit halb jubelnd halb posenden Armen aufsprangen. Das sind die ruhigen, guten Zeiten. Zur Halbzeit und bei Spielende geht’s dann natürlich wieder los, wenn zwanzig Leute zahlen und Zwanzig Leute Nachschub wollen. Aber das ist der Job. Die meisten haben sogar das bekommen was sie bestellt haben. Das die Qualität an Service, die sie von mir zu erwarten haben.
Dirty deeds done dirt cheap. Und mit dirty mein ich hier den wörtlichen Sinn, weil ausgewaschene Gläser weder im Preis noch im Trinkgeld erhalten sind. Draußen ist ein Waschbecken, den Luxus müssen sie sich selber verdienen.
Der großzügige Kollege, der mit ihm heute Dienst hat lässt den Taugenichts früher, nach Hause, mit dem offen kund gegebenem Hintergedanken, dass er dafür am Sonntag früh heim darf.
Um Halb zwölf beendet der Taugenichts halb tot und todmüde seinen vierzehn Stunden stolpert die dunkle Treppe bis hoch in den dritten Stock und wirft in der Wohnung angekommen alles von sich, um... diesen Artikel zu schreiben. Weil es offensichtlich noch nicht genug war für heute. Und der Tag morgen geht ja auch erst um zwölf Uhr los. Und zwischen Uni und Arbeit gibt es zwei ganze Stunden Pause. Also gar kein Grund sich zu beschweren.

Ihr seht mir nach, dass ich heute keine Rechtschreib-/Grammatik-/Logikprüfung mache? (Nicht, dass ich das jemals getan hätte...) Auch die mal wieder völlig sinnfreie Absatzeinteilung, sei mir btite verziehen - Es ist jetzt Zeit hart in meine Kissen zu fallen und sanft zu sterben. Oh, Morpheus, let me rest gently on you muscular pecs!


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1 TuM-Studentin, Serienjunkie, Humor, Kellnerkollegin, rothaarig, Pfarrerstochter. Need I say more?
2 Mehr dazu bestimmt bald.
3 Der Gastredner – Ein Doktorand im Musiktheater – hat übrigens erstaunliche Ähnlichkeiten mit meinem Pseudostiefbruder-um-die-Eck'n.

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