Mittwoch, 20. Juni 2012

Unitagebücher: Intermezzo


Er wusste nicht wie oft er jetzt schon betrunken die Treppe hinauf gestolpert war. Gestolpert ist vielleicht nicht das richtige Wort. Es war schon lange kein Problem mehr, Die Treppen hoch zu steigen hatte er nüchtern schon oft genug geübt und auch betrunken war es nunmehr ein Kinderspiel. Jedes mal war eine dieser blauen Blumen der Realität das was ihn niederdrückte, so sehr nach unten, dass er fast meinte er müsste die Stufen zwei mal hoch laufen. Die Aussicht aber in wenigen Sekunden mit tauben Gliedern auf seinem Schreibtischstuhl zu versumpfen und diese Zeilen zu schreiben machten den Aufgang zu einem Kinderspiel.
Da hatte er wieder das Problem. Will er das zu einer Liebesgeschichte machen und vergessen um was es eigentlich geht, wenn er dem Leser nur sagt „Jaa, da ist wieder eine...“?
Eigentlich nicht. Aber bisher wusste er noch nicht was er gegen diesen Eindruck tun konnte. Es gab immer den einen „crush“ von dem er sich zum nächsten hangeln musste. Aber über die langen (langen?) Jahre als Single schienen sie schon ewig keine Rolle mehr zu spielen. Das sind eben immer so Phasen. Den Preis den man zahlen muss.
Ein geringer Preis. Er lies sich all die Blumen gerne durch die Lappen gehen, wenn er dafür sein Leben wie es ist weiterführen konnte. Und zufrieden mit tauben Gliedern in seinen Schreibtischstuhl zu fallen, um diese Zeilen zu schreiben.
Nur nagt sie da wieder, die blaue Blume. Diese Fernwehe, die ihn irgendwo hin zieht, von seinem Stuhl hinaus durchs Fenster, durch den sternenklaren Nachthimmel, am Mond vorbei an irgendeinen Ort, der weit fern von hier ist.
Der Taugenichts dachte ein wenig darüber nach. Ein Ort woanders. Nicht hier. Mit anderen Menschen. Anderen urgemütlichen Kneipen und anderen Dozenten und Mentoren. Dann könnte er woanders mit tauben Gliedern in seinen Schreibtischstuhl fallen und darüber schreiben.
Aber das konnte er hier ja auch. Der Taugenichts tippte seine Zeilen zu Ende und rollte zufrieden ins Bett.

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