Mittwoch, 25. Januar 2012

Unitagebücher: Dies und Das...

'etzt wird’s einfach mal wieder Zeit. Einige kleinere Punkte will ich jetzt einfach mal loswerden:

1. Etwas ist heute passiert. Ein Moment für die Wand der unendlichen Eitelkeiten. Als ich zwischen Vorlesung und Seminaren irgendwann mal von meiner Couch erstand (ich bin so froh, dass ich sie habe!) setzte ich mich routiniert an meinen Rechner, um die zweifellos zahlreichen Nachrichten, die ein Mann in meiner Position innerhalb von einer Stunde Mittagspause so bekommt, zu verarbeiten. Auf meinem Desktop liegt zwischen zwei Chatfenstern, ein paar Worddokumenten, Memos an mich, dem E-Mailfach und den obligatorischen zwei dutzend offenen Firefoxfenstern und –tabs ein einzelner Text. Ich steige mitten in den Text ein… hatte ich den da liegen gelassen? Es war Das Gefasel über einen Film von „some random dude on the internet“. Ein Text der für mich als (angehender) Medienwissenschaftler (weil Thema: Film), als (angehender) Germanist (weil Form: Text) und als (angehender) Inszenierungsexperte (weil Plattform: Internet) also wie gemacht war. Ich begann zu lesen. Ein Satz und ich der Autor des Textes hatte mir seine Genialität oder zumindest seinen Geschmack bewiesen, zwei Sätze und ich bin mir sicher, dieser Mann musste ein Gott ein. Drei Sätze und ich bemerkte, dass ich den Text selber geschrieben hatte. Ups.
Ich will diesen doch etwas peinlichen Vorfall unkommentiert stehen lassen.

2. Verbale Inkontinenz scheint Tagesordnung zu sein. Unser Dozent fasste die letzte Vorlesung zusammen und erklärte, dass, wenn man in „Findet Nemo“ Nemo als den Helden des Films sieht, dieser gestreifte Fisch sein Mentor wäre. „Wie hieß er doch gleich?“ hörte ich ihn Fragen. Mein Hirn kam gerade noch zum „Oh sh-„ von einem Fluch der meine Lippen nie erreichte. Urinstinkte übernahmen sofort die Kontrolle, als sich meine Hände in die Tischplatte krallten, mein Kopf zur doppelten Größe anschwoll, rot wurde, und gewaltige Adern ausbildete. Mit einem Schrei bedeckte ich alle vor mir befindlichen Reihen mit Spucke. „KAAAAAAHHHN!“
Ich wünschte mehr Leute hätte gelacht, weil sie die Anspielung verstanden haben, und nicht, weil „some random dude in the lecture hall“ in der Vorlesung geschrieen hat. Wenigstens wurde mein kleiner innerer Nerd wieder für eine gute Zeit gefüttert.

3. In derselben Vorlesung haben wir übrigens auch Ausschnitte aus „Jerry Springer – the Opera“ angesehen. Um zum zweiten Mal heute die Worte „camp“ und „Intermedialität“ aufzunehmen: Es ist in beiden Dingen ein Meisterwerk, gleitet immer wieder in käsige ab, und ist dabei aber, wie ich befürchte, immer noch geschmackvoller, als das was das verarschte Original so zu bieten hat. Es wird jede Woche schwieriger solche Sachen unwissenschaftlich zu betrachten, darum kann ich bei solchen Sachen immer schlechtere Tipps. Heute finde ich es witzig, könnte aber sein, dass ich vor einem Jahr da noch anderer Meinung gewesen wäre.

4. Gerade hatten wir eine Sitzung in der Küche. Meine Mitbewohner und ich haben so ein paar Sachen geklärt, weil nicht immer alles rund lief. (Die Küche war zwar mehrfach toll geputzt, aber keiner hatte den Müll raus getragen, usw.) Diese Gelegenheit nehme ich zum Anlass meinen neuen Mitbewohner, den ich jetzt ja doch gut zwanzig Tage habe vorzustellen. Es handelt sich bei ihm um einen introvertierten, ordentlichen, sauberen Mann, der meistens still in seinem Zimmer zurückgezogen lebt. Er wohl nicht sehr lebensfähig, aber das lernt er schon noch. Mitbewohnerin ist dabei natürlich eine tolle Hilfe. Mir ist er ganz recht, weil er mir so nicht auf die Nerven gehen kann und seinen Scheiß nicht rumliegen lässt. An sich also ein ziemlich perfekter Mitbewohner, nicht?
Wenn da nicht diese Sache wäre. Er hat einen unglaublich empfindlichen Schlaf und geht unglaublich früh ins Bett. Seine Zimmertür hat so eine Milchglasscheibe und dadurch fällt Licht rein. Das heißt: Ich komme um halb Elf von der Probe heim. Normalerweise habe ich die Anwesenden, die selbstverständlich noch wach waren mit einen dezenten „Guckuck!“ begrüßt. Aber darauf kann ich natürlich verzichten. Der Freund der Mitbewohnerin muss nachts um fünf Uhr Essen für irgendeine Exkursionsreise machen. Wenn ich aufstehe und ihnen dabei begegne müssen wir alle ganz still sein und flüstern – nur damit er trotzdem aufwacht und fragt was denn da los war. Auch darauf kann man gut Rücksicht nehmen. Ich komme an einem Donnerstag spät nach Hause, und weil ich freitags keine Uni habe schau ich mir noch eine Folge irgendwas an. Ups. Nachdem es egal ist wie leise der Fernseher ist, müsste ich mir das Abschminken. Als ich das nächste Mal spät nach Hause kam, habe ich schon ganz umsichtig nur mit Kopfhörern Musik gehört. Natürlich hatte ich trotzdem das Licht in meinem Zimmer an. Das Licht schien auf den Gang, und dadurch erhellte es durch das Türglas (Ihr erinnert euch an den Beginn des Absatzes? Manchmal denke ich mir beim Schreiben etwas!) sein Zimmer in das, was ich nur für die Pforte zum Himmel halten kann. Langsam hören die Abstriche die ich machen kann auf. Natürlich kann ich meine Tür schließen und mich auf Mäusefüßen bewegen. Und natürlich tu ich das auch. Aber es passiert doch immer irgendwas, das ihn aufweckt.
Wir hoffen schwer, dass er es bald schafft sich das Fenster zuzukleben und… Oropax zu besorgen, oder so was.

5. Wieder verbale Inkontinenz. Diesmal im gesanglichen Bereich. In Kombination mit dem letzten Punkt. Ihr könnts euch vorstellen? Allerdings war es die Mitbewohnerin, der es aufgefallen war. Wir sind zwar keine sehr musikalische WG, aber das hält uns (beide) ja nicht davon ab bei jeder Gelegenheit zu singen. Wir sind das also schon sehr gewohnt. Leider etwas zu gewohnt. Ich habe wohl „irgendeine Oper“ (sic!) gesungen. Sie war sich nicht sicher, ob das wirklich ich war, oder sie nur geträumt hat, dass ich singe, (Schreckliche Verschwendung von nem Traum, hu?) aber unser schlafempfindlicher Mitbewohner hatte sie bestätigt. Leider kann ich selber keine Aussage dazu machen, da ich nicht weiß welcher Tag es war. Wenn ich wach war, besteht natürlich die Möglichkeit, auch wenn ich wegen genannten Gründen versuche auf meinen Geräuschpegel zu achten. Sollte ich aber geschlafen haben, beginnen Bedenken notwendig zu werden. Entweder wegen den geteilten Träumen meiner Mitbewohner, oder wegen meiner Karriere als Schlafsänger.

6. Langsam gehen mir die Geschichten aus. Ich will nicht vergessen die drei übrigens Todsünden anzubringen: Selbstsucht, Ausschweifung und Neid. Maßlosigkeit in Form von „nicht das richtige Maß finden“ ist zwar ein Teil meines Referats über „(the) Gob Squad“ morgen, aber so einen richtigen Bezug hat das nicht. Neid fühle ich immer wieder, aber nur diesen Alltagsneid, der sagt „Das fänd ich auch cool!“ nicht der, der echte Missgunst ist. Natürlich ist das in Künstlerkreisen, und wenn man so etwas wie „Theater und Medien“ studiert, ist natürlich jeder da ein Künstler, das täglich Brot. Nachdem die Aufführungen des Biedermann vorbei sind, wird es auch keine Gelegenheit mehr zur Ausschweifung geben (Was alles passur als ich aufwoch, wäre aber ein schönes Beispiel gewesen… ) Dann habe ich die nächsten drei Woche ja auch Klausuren, wenn ich mich also dazu überreden lasse Ausschweifend zu werden, könnte das fatale Folgen habe. (Übrigens: Zweimal wäre ich fast ausschweifend geworden. Die schöne Juristin und ich, sind traditionell unter den letzten die Gehen und wir teilen uns einen Heimweg. Ebenso traditionell ist es, dass ich sie zu dem Getränk einlade, das mir gerade am passendsten erscheint, wenn sie „Ja“ sagt, arten die Dinge aus, und sie erzählt mir Geschichten aus ihrem Leben, die ich dann gut in all meinen Projekten verwurschteln kann. Nachdem sie seit dem Jahreswechsel aber bei beiden Gelegenheiten am nächsten Tag Dinge zu tun hatte. Das war wohl unser beider Glück, weil so was im Moment so gar nicht in den Zeitplan passt. Ähnliche Geschichten lassen sich auch, mit vielen andere Leuten erzählen, aber nur mit ihr hat es eine Regelmäßigkeit. So eine Routine und Rituale sind etwas Wichtiges in Theaterkreisen.
Die Selbstsucht ist aber noch weniger in Sicht. Schon gar keine die so weit führt, dass sie schwere Folgen hätte…

Damit entlasse ich euch und mich. Ich habe bestimmt noch einige Punkte, die ich gerne abhandeln würde, aber es ist spät und morgen ist Referattag und ich bin tatsächlich müde. In letzter Zeit habe ich mich dank meines immer besser werdenden Zeitmanagment immer genau im richtigen Moment hingelegt, um ja nicht müde zu werden. Sowas verschlappt sich nur.

Next Time: Wenn ich mich wieder vorm Lernen drücken muss, dann werde ich euch noch etwas von unserem aktuellen Stück erzählen, und wie ich euch alle hassen werde, wenn ihr da nicht hinkommt. Außerdem gibt es andere tolle Neuigkeiten, die ich aber noch nicht rumposaunen will, solange sie nicht fix sind. Vermutlich weiß ich das so schnell aber auch noch nicht und ich verrats euch morgen trotzdem.

5 Kommentare:

  1. zu 4.: schenkt ihr ihm doch oropax und ne schlafmaske...

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  2. Es ist nicht so, dass ich ihm nicht schon aller Hand angeboten und jede Menge Vorschläge gemacht hätte...
    Am Ende vom Tag ist es aber nicht meine Aufgabe für seinen ruhigen Schlaf zu sorgen.

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  3. beschwert er sich denn über die gestörte nachtruhe?

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