Samstag, 25. Februar 2012

Unitagebücher: Wie ich mich erfolgreich vor dem Chaos versteckte

Langsam müsste ich mal wieder was schreiben, hu?
Ja, es ist nicht viel los, zwei, drei Highlights, habe ich dennoch zu erwähnen.

Mein persönliches Chaos habe ich langsam wirklich unter Kontrolle. Ich bin halbwegs pünktlich, habe meine Sachen beisammen und vergesse keine Termine. Leider hat das Chaos eine Eigenart mich einzuholen. Wir beginnen da wo wir letztes Mal aufgehört haben. Bei der Entschuldigung von einer Hausarbeit. Am Donnerstag hatte ich sie beendet. Am Samstag wollte ich sie abgeben. Da hatten sich ein paar Besorgungen aneinander gereiht. Es kam nämlich dazu, dass eine Lady durch meine Züt marschierte, eine auf ihre Weise verwandte Seele – sie ist eine rechte Taugenichtsin – darum bat ein schweres Paket zur Versandstelle zu fahren. Ist ja kein Problem. Dazu kam, dass ich noch mal zum Real musste, um einige Kleinigkeiten zu besorgen, und dazu den ganzen Tag vor der Premiere Zeit hatte.
Ich machte mich etwas spät auf den Weg, wie ich sagen muss. Und diese Reals sind immer wieder überraschend groß. Ich meine: Groß! Als ich dann endlich auch noch die Milch gefunden hatte, konnte ich die Taugenichtsin abholen und schnell zum Versand fahren. Dann bleibt immer noch genug Zeit, die Arbeit in den neu gekauften Ordner einzuheften und in der Uni abzuliefern.
Alle wisst ihr, an dieser Stelle, dass es so nicht enden wird. Aber der Tag verlief nicht so schlimm, wie man es glauben könnte. Der Montag. Der war fies.

Sie war auch schon fast fertig das Paket zu packen, als ich ankam. Einige von euch erinnern sich an meine letzte Freundin? Die, die jetzt kein Kind von mir kriegt? Ja. Sie ist in etwa genauso verplant.

Das Paket war natürlich überhaupt nicht schwer, und wäre per Hand locker zu tragen gewesen. Aber man ist ja eh schon unterwegs. Auf dem Weg zum Rewe, wo die Versandstelle ist, haben wir uns auch nur einmal verfahren. In meiner eigenen Stadt, die, wie ich sagen muss, mir bisweilen immer noch ein Rätsel ist. Geholfen hätte es, wenn Madame Beifahrerin auch gewusst hätte, wo man eigentlich lang fahren muss.

Am Rewe angekommen fanden wir die Versandstelle schnell. So ein toller Zettel wurde ausgefüllt und das Paket wurde abgegeben.
„Das wären dann 6,50 Euro“, sagte die Frau an der Kasse.
„Mit Karte, bitte“, erwiderte die Taugenichtsin.
„Wir nehmen keine Karten“, meinte die Frau an der Kasse.
„Oh“, machte die Taugenichtsin.
Als sie schon dabei war den Weg zum nächsten Bankautomaten zu erfragen, griff diese verfluchte Macht in mir, die mein Vater wohl da hin erzogen hat und sich Gentleman oder so was schimpft, zu meinem Geldbeutel. Unter den üblichen Danksagungen der emanzipierten Frau, die ihr eigenes Paket nicht auf den Weg bringen kann, fügte sie hinzu: „Erinnere mich daran, dass du mir das geliehen hast, ich vergesse das.
Gut, dass sie das sagt. Ich hätte sie so gar nicht eingeschätzt.
Ich war schon auf dem Weg zur Tür, als es weiterging.
„Macht es dir etwas aus, wenn ich mir noch schnell was zu trinken kaufe?“
„Natürlich nicht.“
„Gut, dann geh ich da jetzt schnell rein. Wo gibt’s hier was zum Trinken?“
„Wir stehen mitten im Rewe-Getränkemarkt…“
„Oh ja. Hä? Da passt was nicht. Da steht, die Flasche kostet einundzwanzig Cent, aber eine Packung mit sechs Flaschen kostet eins achtunddreißig.“
„Hm.“
„Das stimmt doch nicht, die sind ja dann viel…“
„Billiger.“
„Teurer!“
„Hm. Mathematik tut meinem Kopf weh.“
„Und da drüben? Hier das ist billiger.“
Sie nahm sich einen Sechserpack Apfelschorle.“
„Das macht dann vier Euro achzig“, erklärte die Frau an der Kasse.
„Aber da steht [eine andere Zahl]“, empörte sich die Taugenichtsin.
„Pfand“, nüchterte die Frau an der Kasse.
„Haben sie was dagegen, wenn ich’s wieder zurück stelle“, nervte die Taugenichtsin.
„Natürlich nicht“, snobbte die Rewekassiererin.
Daraufhin zog sie mich aus dem Laden, ich korrigierte ihre Richtung, ein, zwei und ein drittes mal, und wir waren wieder draußen. Einige Kommentare darüber, wie teuer das sei, versuchte ich mit „Rewe“ zu erklären, aber so richtig Gehört fand das nicht.
Als Nächstes fragte sie mich, ob sie noch in den direkt angrenzenden Netto dürfe, sie würde es ja verstehen wenn nicht, dann fahre sie gleich noch mal mit dem Bus raus, (Wieso nicht gleich?) aber das fand ich nun wirklich albern. In meinem Kopf verschob ich die Hausarbeitabgabe auf Montag.
Im Netto trafen wir natürlich noch eine Kommilitonin. Ganz verwundert uns zu sehen, begann sie ein Gespräch.
Dazu sei gesagt: Ich mag meinen Studiengang eigentlich. Ich komm auch langsam mit den Schwächen klar, für die ich so gar nichts übrig habe, die man aber im Theater nicht vermeiden kann. Diese eine, die wir hier trafen, kann trotzdem derartig unangenehm werden, – das liegt an der „Alles was ich sage, mache ich zu Kommentaren über mich“-Einstellung, Couplingfans stellen sich eine Jayne in echt vor – dass ich von vornherein keine Lust mehr hatte. Sie erwischte uns, als ich für die Taugenichtsin eine Apfelsaftflasche aus dem Regal holen musste, weil sie zu klein war. (Ich erinnere mich ähnliches tausend Male in den Zeiten des Mutterschiffs mit Ramazottiflaschen tun zu müssen. Mich beschleicht der Gedanke, dass es wirklich nervig sein muss zu klein zu sein.) Natürlich mussten die beiden sich unterhalten, bis ich wahnsinnig subtile Signale zum Fortgang gab. Nachdem der Preis endlich angemessen war, und wir wieder los fahren konnten. Am Ende schaffte ich es sehr knapp Madame abzuliefern und hatte so gerade noch Zeit vor der Premiere meine Premierengeschenke zusammen zu basteln und ein paar Eier zu Essen.

Zur Premiere muss ich nichts mehr sagen. Nach der Generalprobe, die ja vor den Theaterinternen gespielt wird, und der Vorpremiere vor den Sponsoren, die allesamt gebildete Intellektuelle sind, oder sich so fühlen, ist die Premiere schon sehr Spannungslos. Sie lief auch sehr reibungslos ab und es gab keine besonderen Zwischenfälle.
Die anschließende Feier war sehr spaßig und sehr lang. Sie begann wie alle Premieren feiern. Man beschwert sich darüber, dass überhaupt nicht mehr richtig gefeiert wird. Daraufhin beginnt man ein wenig, und dann gehen alle heim. Und wie immer blieben einige zurück. Irgendwann fand ich auch meine Haus-, dann Wohnungs-, dann Zimmertür wieder. Oh what fun!
Unnötig zu sagen, dass der Sonntag so ein bisschen verkatert war und ich glücklicherweise nicht der Versuchung erlegen war die Hausarbeit abzugeben, weil Sonntag.

Das sollte dann am Montag passieren. Am Sonntagabend hat mich noch mal die Taugenichtsin kontaktiert, der ich die Hausarbeitkorrektur lesen sollte. Natürlich war sie noch nicht fertig. Ihr Versprechen es darauf bis 21 Uhr fertig zu haben, hielt sie natürlich nicht. Glücklicherweise hatte ich auf die Premierenfeier hin bis 18 Uhr geschlafen und hatte nichts mehr vor. (So gar nicht. Weil jetzt Semesterferien waren!) Als ich um 24 Uhr ins Bett ging, war sie natürlich immer noch damit beschäftigt. Am nächsten Tag erstand ich um zehn Uhr. Vor zwölf Uhr wollte Madame unbedingt an der Uni sein, damit wir genug Zeit bis Abgabe um 14 Uhr haben, um alles noch auszudrucken, zu ordnen und zu lochen. Um halb zwölf war sie dann auch wach. Ich hatte ja keine Eile, meine Arbeit war fertig ausgedruckt. Um halb Eins bekam ich die Arbeit zum korrigieren. Um Dreiviertel hatten wir fertig korrigiert und verabredeten uns für 13 Uhr. Immer noch genug Zeit. Ich verfuhr mich wegen einer Überraschungsbaustelle auf der neuen Route und kam zehn Minuten später an.

„Du bist ja schon da, Moment, ich bin gleich soweit!“

Um 13:20 Uhr fuhren wir dann auch los. Vierzig Minuten. Gar kein Problem. Im Computerraum angekommen haben wir angefangen ihre Arbeit zu drucken. Dann die ihrer Mitbewohnerin, die natürlich falsch raus kam. Dann die Reflexionen (Wir mussten noch eine Seite über unsere Gefühle, während des harten Arbeitsprozesses schreiben…) von zwei weiteren Leuten, die sich noch meldeten und dann waren ganz schnell 37 Minuten um. Also schlenderten wir, also ich, sie zog, aber nachdem ich alle Bücher, Arbeiten und Tüten getragen habe, hatte ich wirklich keine Lust auf Eile.
Zwanzig Sekunden vor 14 Uhr waren wir am Postfach. Noch genug Zeit alle Heftfehler, die Madame gemacht hatte zu korrigieren, und es einzuwerfen. Und das um Punkt färzn Uhr!
Hausarbeit PÜNKTLICH abgeben: Definitiv ein Teil des universitären Lifestyles.


Das reiht sicht also ein in die Chaosgeschichten meiner neuen Heimat. Irgendwann muss ich mir eine würdige Form dafür überlegen…
Jetzt lass ich euch erstmal damit stehen, und dann erzähle ich euch von meinem Heimaturlaub im Landsitz des Barons. Er hat etwas... wunderbares kreiert.

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