Donnerstag, 16. Februar 2012

Unitagebücher: Wie ich einfach keine Hausarbeit schreibe

Als ich dieses Dokument geöffnet habe (ich schreibe meine Einträge meistens in Word, und kopiere sie dann hierher) wollte ich eigentlich meine Hausarbeit schreiben. Aber schon beim „ick“ von „Doppelklick“ war mir klar, dass ich erstmal wieder ein bisschen Kommunikation nach außen betreiben muss, da ich im Moment kaum mit jemand anderen als den Studiobühnenleuten spreche oder einigen Studenten, die ich an die Studiobühne gebracht habe.
Meine Mitbewohner sind jetzt in den Semesterferien damit beschäftigt hart auf Klausuren zu lernen, die sie am Ende der Semesterferien schreiben. Ja, in diesem Studiengang braucht man nach den Vorlesungen noch mal drei Monate Zeit, um das alles zu lernen und dann zu schreiben. Danach geht’s natürlich gleich wieder mit Vorlesungen weiter.
Was uns zu Klausuren bringt. Ich habe erwähnt, dass ich ein paar hatte? Ich hatte ja am Anfang prophezeit, dass das alles Kinderkacke ist, und selbst wenn die Klausuren doppelt so hart sind wie der Stoff den wir durchgenommen haben, ist es leicht zu schaffen. Jap. Ich werde es euch nicht ersparen euch durch meine Klausurenhighlights zu führen.

Gegens Lernen habe ich mich strikt geweigert. Ich schreibe alles einmal übersichtlich zusammen fülle die Lücken mit Spekulationen, Nachfragen oder Ahnungslosigkeit (wir haben in der Literaturwissenschaft mehrfach beigebracht bekommen, dass man Textlücken nicht füllen soll, sondern sie bewusst offen lassen soll. Ich bin mir ziemlich sicher die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten der Germanistik funktionieren auch hier.)
Gewisse Leser, werden ja sowieso präzise Informationen wollen, und das ist nach wie vor der Sinn dieses ganzen Blogs, auch wenn ich manchmal bezweifle, dass ich das genauso sehe. Ich bestand die Neuere deutsche Literaturwissenschaft mit 3,0. Das ist eigentlich gar nicht mal so gut. Aber wenn man nichts lernt, und demzufolge nur eine Hälfte der Klausuren bearbeitet ist es trotzdem eine ganz reife Leistung. Wieso habe ich nichts gelernt? In den Germanistikeinführungen lernt man nichts was man später noch mal braucht. Und damit meine ich später im Studium. So wurde es mir von Nichtdozenten beigebracht und so habe ich gehandelt. Die Note fließt nicht in die Endnote ein, ich habe bestanden, und das ganz ohne durch mehr als meine gelangweilte Anwesenheit zu glänzen. Immerhin war der [tödlich arrogante und total coole] Professor unterhaltsam. Trotzdem waren die einzigen (das ist leider keine Übertreibung) Dinge die ich gelernt habe ein grober Überblick über die Literaturgeschichte und die Fähigkeit alle Arten der stummen Rede identifizieren zu können. Vier Stunden vierzehn Woche lang.

Die Linguistik gestaltete sich schon ein bisschen schwieriger. Linguistik ist nichts was man in der Schule gemacht hat und was man im Alltag lernt ist meistens sehr oberflächliches Halbwissen. Also gab’s hier das ein oder andere Mal sogar Neuigkeiten. Und im nächsten Moment lernt man dann, dass es Adverbien gibt. Die Klausuren sind gefürchtet, weil jedes Semester die Hälfte durchfällt. Ich habe mir alles Feinsäuberlich einmal an die Pinnwand geheftet und kam mit eine 2,3 aus dem Deal. Nebenbei bemerkt nur unwesentlich schlechter, als die Verrückte Kommilitonin, die meinte ein Rotkehlchen muss sterben, wenn sie nicht besteht. Eine G8lerin, die direkt von der Schule kommt und zwei Wochen lang nur gelernt hat. Die Vogelmörderin hat behauptet, sie müsste sich die ganze Rotkehlchensache einreden, um unter den Druck arbeiten zu können, aber im Ernst. Hättet ihr, ihr geglaubt?

Was mich zu meinem letzten Erfolg bringt. In unserer einzigen Theaterwissenschaftsklausur habe ich zum Schluss etwas Muffensausen bekommen. Er hat uns versichert, dass die Klausur sehr leicht ist, wenn man an den Vorlesungen war und nicht geschlafen hat. Nachdem ich wirklich nur einmal ganz kurz eingeschlafen war, und das auch nur während eines „screenings“ (Man ist sich scheinbar zu fein dafür „Filmvorführung“ zu sagen.) von einer sehr trockenen Antigone Inszenierung. (Der Regisseur war der Meinung, dass der Text für sich spricht und nicht viel braucht. Wer die Antigone gelesen hat, weiß dass das zwar stimmt, aber die Sache deswegen nicht interessanter wird.) Die Aufgaben, die auf dem Blatt waren, waren nicht nur zahlreich, sondern auch nicht ganz unkompliziert. Natürlich hatte ich wieder alles zusammengefasst, was ich konnte, aber einige Sachen gingen mir dann doch zu weit. Ich wusste sehr gut über Schleef bescheid, und war bereit ihn von allen Seiten mit Schiller zu vergleichen, aber Schiller mit Schiller zu vergleichen, kam dann doch ein bisschen überraschend. Scheinbar scheint mein aus der Luft gezogenes Geschwafel gut genug gewesen zu sein. Eine 2,0 ist selbst, wenn ich ehrgeizig bin, schon annehmbar. Immerhin war mein Abiturschnitt kaum besser… (Was immer noch heißt, dass er besser war. Wer hatte noch gleich ein Abitur, das nicht besser als 2,0 war…?)

Das sind meine akademischen Errungenschaften des ersten richtigen Semesters.

Flüssiger Übergang zum nächsten Punkt: Fürs nächste Semester habe ich mich auf eine Hiwi-Stelle in den Medienwissenschaften beworben. Dazu wurde ich zu einem „Informationsgespräch“ das ausdrücklich kein Bewerbungsgespräch war einberufen. Meister G, der Mann der offensichtlich dafür zuständig ist alles zu organisieren, hat sich mit jedem von uns unterhalten und gefragt was wir können und wollen. Was ist anders als bei einem Bewerbungsgespräch? Hier werden keine Qualifikationen geprüft, weil die meisten Studenten mit ihren paar Wochen Praktikum natürlich keine Ahnung haben, sondern es wird ganz einfach gecheckt, ob man Meister G sympathisch ist oder nicht. Ich mag es zu glauben, dass ich schon im Vorfeld Bonuspunkte gesammelt habe. Wenn das nicht klappt, so sagt er, dann hat gibt’s eine zweite Runde für die nächsten Stellen im März. Im Nachhinein bin ich gespannt wie es weitergeht.

Also Hausarbeit wollte ich schreiben. Few. Hausarbeit ist übrigens maßlos übertrieben. Es ist eine schlechte Entschuldigung. Das ganze im Rahmen einer Übung namens „Schreiben und Präsentieren“ (Einem Haufen Theaternerds beibringen zu wollen, wie sie sich präsentieren müssen ist schon echt komisch.) Wir sollen dabei eine Hausarbeit entwerfen, aber von den zwölf Seiten Umfang nur vier Ausformulieren. Das Thema sollte „Irgendwas mit Theater oder Medien zu tun haben.“
Ich werde also eine Seite Einleitung, zwei Seiten „Genrebruch in Buffy: The Vampire Slayer“ und eine Seite „Narration und Horror“ oder so was schreiben. Und dann so tun, als würde ich in dem Rest der Arbeit aufzeigen, wie das Horrogenre in Serien adaptiert werden kann. Was nebenbei nur mit exzessiver Feldstudie verbunden ist, weil die Kombination Horror/Serie sehr unerforscht ist.

Um bei der Uni zu bleiben: Ich habe meinen Stundenplan für nächstes Semester zusammengestellt. An einem Tag muss ich tatsächlich um zehn Uhr in der Uni sein. Und zweimal sogar bis 18 Uhr. Ist das zu glauben? Und ich habe nur Dienstag und Freitag frei! Ich muss ganz zwölf Stunden in der Uni sein! Das ist immer noch mehr als die Hälfte von den einundzwanzig Stunden, die ich dieses Semester hatte. Mich macht es wütend zu sehen, wie viel Arbeit sie mir aufzwingen! Ich habe ein Leben, wisst ihr das?

Ironie aus. Dazu kommt, dass es jetzt langsam konkreter wird, und die Wahrscheinlichkeit echte Wissenschaft zu sehen, langsam wächst. Zumindest bei den Theaterleuten. Ein Seminar zu abstraktem Theater steht auf dem Plan. Die Medienwissenschaften polarisieren. Ein alter Schweizer Professor bietet ein Seminar für Drehbücher und Dramaturgiemodelle an und ein junger Master of Arts ein Seminar namens „Welcome to Primetime, Bitches. – Die Darstellung des Bösen in Horrorfilmen“. Die digitalen Medien vertreten sich durch ein Seminar namens „Game Noir“ und Meister G. bietet „Filmmusicals“ an. Auch wenn letzteres nicht zuletzt wegen dem Dozenten verlockend ist, habe ich mich dagegen entschieden. Er hat ein Händchen dafür die falschen Beispiele auszusuchen und so könnte man statt „Hair“ und „Once more with feelings“ schnell an „Highschool Musical“ und Partner geraten. Und eigentlich ist es sowieso klar, dass ich mich ins Drehbuchseminar zu einem der großen Meister setze. Für mehr als ein Seminar wird die Zeit dann wohl doch knapp und die Teilnehmerzahl ist begrenzt auf 25. (Wir sind 96 Stundentenäääh Studierende, die sich auf 4x25 Plätze verteilen müssen. Wenn das nicht witzig wird, sobald die Listen aushängen.)

Dann kommt dazu, dass ich mir fürs Sommerstück nur zwei kleine Nebenrollen ausgesucht habe. (Jap. Ich kann mir meine Rollen inzwischen aussuchen…)

Es verspricht also ein ziemlich interessantes und vielleicht sogar entspanntes Semester zu werden. Und warum? Weil ich letztes Semester vorgearbeitet habe. Yeehaw!


Und schon wieder sind zwei Seiten voll. Ich widme mich jetzt besser mal den zahlreichen Brechungen des Horrorgenres in Buffys „Fear itself“, wenn ich die nächsten Tage noch genauso faul rumliegen will, wie ich es seit heute kann.

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