„Ein durchschnittlicher Satz in einer deutschen Zeitung ist eine erhabene, eindrucksvolle Kuriosität; er nimmt ein Viertel einer Spalte ein; […]; er behandelt vierzehn oder fünfzehn verschiedene Themen, von denen jedes in seine eigene Parenthese eingeschlossen ist, [..]; schließlich werden alle diese Parenthesen und Überparenthesen in einer Hauptparenthese zusammengefasst, die in der ersten Zeile des majestätischen Satzes anfängt und in der Mitte seiner letzten Zeile aufhört – und danach kommt das Verb, und man erfährt zum ersten Mal, wovon die ganze Zeit die Rede war;„ - Mark Twain
Jetzt will ich [versuchen] dem also entgegenwirken und einfach mal [vor zu schieben] bei langen Sätzen, wie ich [zu gestalten] sie liebe und des öfteren euch [vorsetze] zur Entschlüsselung und eigentlich zur Kommunikation, das Verb. - Der Germane
Das alles geschieht noch unter der Annahme, dass ich [kommunizieren] wirklich mit euch will, aber wie ich [bemerkte] zu gestalten, ist die Aufgabe dieses Blogs eigentlich die eigene Verarbeitung der Geschehnisse, darum, wenn ich die Dinge [ruhen lasse] drei, vier Tage, oder gar eine Woche, fehlt mir oft die Lust dann noch davon zu schreiben, weil ich [bin] in meinem Kopf schon lange weiter. Daraus ergibt sich die These, dass ich [schreibe] eigentlich gar nicht für euch, sondern für die eigene Bewältigung meines Lebens. Für so etwas gehen andere Menschen zum Psychiater1, telefonieren oder blubbern sonst Leute ewig zu. All das brauche ich nicht, weil ich [habe] euch Familie, Freunde und wer [nicht läuft] sonst alles so vorbei. - Der AnaLYsator, ihr wisst schon... wie der Kater Lysator...?
Ich möchte hier [machen] einen kurzen Exkurs2 durch die Theatergeschichte. Ich versuche es kurz zu halten. Der antike Chor war meistens, wie nebenbei bemerkt alle Figuren in der attischen3 Tragödie, (der gebildete Leser bemerkt, dass ich [verallgemeinere] zu Diensten der Kürze.4) eine Instanz, die [vertritt] gewisse Einstellungen und kein echtes Individuum. Er dient der Handlung und der Handlung alleine5. Der Chor war nun meistens ein Spiegelbild der geltenden Werte und sollte [ausdrücken] die Meinung der Zuschauer, des Volkes. Wer [sieht] moderne Rezeptionen des antiken Chors, bemerkt vielleicht, dass ein Dialog mit dem Chor oft [ist] ein innerer Monolog. Der Schauspieler spricht nach vorne ins Publikum, nimmt [nicht wahr] den Chor gar, sondern unterhält sich eigentlich mit sich selbst, während der Chor [ist] die Reflexion über die eigenen Worte und Meinungen. - Der Drama-Dramatiker
Liebe Leser, (Leser sind, wenn man [wechselt] das Medium6, das was [wären] bei einem Theater Zuschauer) es ist [zu verknüpfen] keine große Arbeit diesen Exkurs mit dem eigentlichen Thema. Was ich sagen will ist: Als Autor des Blogs bin ich die Figur und ihr seid der Chor. Wenn ich [schreibe] mit euch, dann rede ich eigentlich mit mir selbst. - Der Autor
Poststrukturalismus 101 bringt [bei] uns, dass genau das einen Autor ausmacht. Das Selbstgespräch steht gegen den Dialog, den wir gewohnt sind, weswegen wir dazu neigen [miss zu verstehen] das geschriebene Wort – die einseitige Kommunikation. Von hier aus ist der Sprung zur Unterscheidung zwischen dem empirischen und ideellen Autor, also dem Erzähler nicht weit. Wenn ich [erzähle] hier stellt sich also die Frage: Schreibe ich aus meinem Leben oder schreibe ich wie ich [schreibe] aus meinem Leben? - Der Germane
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1 Fabelhafte Unterhaltungsliteratur zu diesem Thema bietet Francois Lelord und seine Bücherserie über den Psychiater „Hector“.
2 Ein Exkurs ist nach meiner kurzen Erfahrung als Akademiker der Liebling aller Wissenschaftler. Jeder mag sie.
3 Fun Fact: „attisch“ heißt im angelsächsischen „attic“. „Attic“ ist auch der Dachboden. Dollhousefans wissen das.
4 Wenigstens die brevitas gewährleistet, wenn auch nicht die perspicuitas.
5 Nach Aristoteles' Poetik.
6 Zum Link: Ja, es ist eine Aufgabe River Tam bei jeder sich bietende Gelegenheit auf zu bringen.