Ich fiel auf meine Knie, um zur heiligen Dreifaltigkeit zu beten, beginnend mit Jesus Christus.
„Jesus Christus, ich weiß, ich bin nicht immer dein treuster Untertan gewesen. Darum scheint es mir etwas unfair dich jetzt so etwas zu fragen. Du bist ein Mythos, dein Name ist auf der Welt bekannt und wird angebetet. Du bist eine Gestalt irgendwo zwischen Fiktion und Realität, das beides zu dir verschmolzen bis zu einem Punkt wo keine Ausdifferenzierung mehr möglich ist, und viel wichtiger, wo sie gar keine Rolle mehr spielt. Du bist im wahrsten Sinne des Wortes auferstanden von den Toten. Und lebst jetzt unsterblich zwischen uns. So ewig erstarrt und immer wandelnd erhalten, dass es kein Mensch deine Rückkehr glauben würde, wenn du dir Latschen anziehst, einen dunklen Bart wachsen lassen würdest und weißer als Michael Jackson wärst.
Hier also meine Frage: Wie haben sie das gemacht? Wie bist du zu so etwas wirklich bemerkenswertem geworden? Ein realer Kern mit zahllosen Geschichten, die dich als Gott ausweisen. Das haben sie mit Elvis auch gemacht, aber trotzdem beten ihn die Menschen nicht an. Jedenfalls die meisten nicht. Ich hoffe das nimmt in den nächsten zweitausend Jahren ab, sonst gefällt mir die Antwort auf meine Frage nicht.
Wie also schafft man etwas so außergewöhnliches, dass es nicht vergessen wird? Diese epischsyte aller Geschichten? Wie hast du es gemacht ein tragisches Ende hinzulegen, dann trotzdem noch ein Happy End aus dem Hut zu zaubern und ein dickes Sequel anzupreisen, auf das wir – nebenbei bemerkt – heute noch warten und das ganze sogar glaubwürdig erscheint? (Glaubwürdig? Verstehste?) Plus: Judas was für eine coole Wendung, aber Petrus? Das war pures Gold! Und hast du eigentlich jemals das Remake von 2000 gesehen? Frederick B Owens als Caiaphas? Ich hätte nicht gedacht, dass mich nach dem Sisko ein glatzköpfiger Schwarzer nochmal so beeindrucken kann.
Naja. Wenn du mir jemals eine Antwort geben willst, dann sag Bescheid. Ich frag schon mal die anderen beiden.“
Und so ging ich die Dreifaltigkeit weiter durch in der Hoffnung eine Antwort auf meine Frage zu finden.
„Johnny Cash, ich weiß nicht ob du mich hören willst, und ob du überhaupt im Himmel bist. Du warst gläubig und so, aber dass Engine 143 das letzte Lied ist dass du aufgenommen hast, ist schon ein wenig schwach. Wäre da nicht etwas gewaltigeres angebracht gewesen? Außerdem? Ein Baptist? Wirklich? Nichtsdestotrotz. Du hast keine Fiktion gebraucht. Du bist eine lebende Legende gewesen. Du weißt schon. Bis du zur toten Legende geworden bist, und so. Klar, ein guter Teil Show war dabei. Skandale und Geschichten. Aber deswegen bin ich nicht hier. Du hast es verstanden eine Stimmung den Rücken bis in Mark laufen zu lassen und für eine kurze Zeit das Leben eines Menschen zu zerstören. Das alles mit einem einzigen Lied. Ich denke natürlich eher an Hurt als an Ring of Fire. Was das ganze Geschrei darum soll, versteh ich bis heute nicht.
Wie also bringst du einen Funken bis ins Steißbein deiner Hörer? Was macht es so speziell? Wo ist der Punkt, der die Leute vor Ehrfurcht in Starre versetzt?
Naja. Ich frag wohl besser trotzdem mal den großen Mann selbst.“
Ich wappnete mich für den letzten Teil meines Gebetes.
„Lange habe ich überlegt, ob du wirklich der dritte Mann in der Dreifaltigkeit bist, aber der Kultstatus ist doch eindeutig bei dir zu finden und danach such ich ja. Dann kann der Schwarze einfach nicht mithalten. Auch wenn ich hoffe, dass er dich nochmal überholt. Nichts für ungut, ich jedenfalls drück ihm die Daumen.
Also Captain Picard, du hast uns beim Fünfzigsten für den Vater geholfen, jetzt kannst du vielleicht nochmal helfen. Du bist pure Fiktion. Dich gibt es nur in deiner Rolle als der, der du bist. Du hast vielleicht einige Facetten, und bist auch irgendwann mal privat, aber du hörst nie auf der zu sein, den du darstellst, weil dann wärst du Patrick Stewart. Als pure Fantasie und Kultobjekt bist du vielleicht echter als die anderen beiden. Du hörst nie auf das zu sein. Du bist das Werk, dass sich jeder Kreative nur wünschen kann. Unvergesslich, beeindruckend, unfehlbar. Wie bist du zu dem geworden was du heute bist? Haben die Leute es damals geahnt? Wussten deine Autoren, was sie da schaffen? Und dabei bist du doch noch gar nicht so alt. Was ist so unwiderstehlich richtig an dir?
Naja, es ist wohl Zeit Schluss zu machen. Also ihr Drei, wenn ihr mir jemals eine Antwort geben wollt, ich bin hier. Muss ja nicht sofort sein. Ich hab Zeit. Aber innerhalb der nächsten Fünfzig Jahre, wäre es schon schön.“
Ich erhob mich von meinen Knien und sah mich in der merkwürdigen Realität um, in der ich wieder war.
„So say we all.“
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