Freitag, 13. April 2012

Slackerrecords: Was bisher geschah...

Gerade kam die Mitbewohnerin herein und bot mir einen "etwas zerfallenen Bananenkuchen" an. Ich wusste, dass der Tag gut wird. Von wegen Freitag der Dreizehnte. Davor habe ich unserem neuen Mitbewohner beim Einzug geholfen und eine viel zu schwere Kommode hoch getragen, während besagte Mitbewohnerin sich von einer lang durchtanzten Nacht erholte.
Dann fiel mir auf, dass ihr gar nicht mehr über das echte Geschehen in meinem Leben bescheid wisst, da ich die Alltagsgeschichten in dieser Staffel etwas habe schleifen lassen. Also will ich hier, in einem Recap vor dem Staffelfinale zumindest meine letzte Semesterferienwoche schildern. Außerdem will ich jetzt noch möglichst viel schreiben, damit die Mutter, die ja gerade ohne mich im sonnigen Kalifornien ist, möglichst viel nachholen muss. Und so beginnt es nur! Wenn ich schon aufgrund dieser albernen familiären Bindungen nicht wirklich sauer auf dich sein kann, will ich doch zumindest ewig so tun. Wie damals, als du mich umbringen wolltest. Mit der Leiter auf dem Tisch, weißt du noch? Ach, wie elegant ich mich abgerollt hatte. Das war die Judokaausbildung, die sich ausgezahlt machte. Manchmal scheinen Menschen zu vergessen, dass ich trotzdem noch einen kleinen Kampfsportler in mir habe und man mich so leicht nicht klein bekommt! Krüppellunge hin oder her! Wo ist dieser Kampfsportler eigentlich? Ich habe ihn schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Vermutlich hat er sich etwas schlafen gelegt...
Meine Woche, jedenfalls. Ostern wollte ich ja eigentlich meine Zeit beim Baron verbringen, um ein nächtliches Ständchen in der Kirche zu bringen und bei der Gelegenheit diese imaginäre Freundin von Christoph dem Jüngeren kennen zu lernen. Leider hätte ich dafür nur einen Tag Zeit gehabt, und der Baron wäre selber noch im berufsbedingten Osterstress geraten. Also entschied ich mich uns beiden noch so einen entspannten Tag zu bescheren.
Das war wohl der Fehler. Ich dachte so etwas wie Langeweile ist für Kinder und Hyperaktive. Oder zumindest für andere. Das Gefühl jedenfalls habe ich schon lange vergessen. Ich kannte nur noch diese süße Langeweile, die man hat, weil man gar nicht weiß, welche seiner zahlreichen Freizeitaktivitäten man sich zuerst hingeben soll. Jetzt habe ich alle Register gezogen, aber nichts hatte so richtig geklappt. Den Abend habe ich dann mit Musik hören, also in diesem Inspirationsgeladenem Zustand, der keinen Ausdruck findet, verbracht. Der Sonntag war wieder sehr viel besser.
Vielleicht lag es auch daran, dass ich Probe hatte und das erste mal meine Lieblingsstelle im neuen Stück live sehen durfte. Ein ganz großartiger Augenblick, der etwas in mir anspricht und mich wohl noch lange verfolgen wird. Ich will ihn denen nicht nehmen, die das Stück vielleicht sehen werden, und will ihn durch die Unfähigkeit meiner Worte nicht schmälern. Also ist das einfach nur ein Exkurs, den ihr gut hättet überlesen können. Tha.

Die nächsten Tag vergingen sehr schnell, obwohl ich kaum geschlafen habe, und so eigentlich mehr bewusste Zeit erlebt habe. Wieso verging die Zeit so schnell? Einstein weiß: Weil man die Zeit mit einer schönen Frau verbringt. Am Sonntagabend nach der Probe fiel der Taugenichtsin auf, dass sie sich langweilte. Was sich natürlich als Ruf nach Gesellschaft herausstellte. Ich pries die Gegebenheiten, die mich letztendlich doch in eine Stadt verschlugen, in dem man jeden Ort innerhalb von zehn Minuten mit dem Fahrrad erreichen konnte und machte mich auf den Weg. Es war bereits zwölf Uhr Nachts, als ich bei ihr eintraf. Ich war noch sehr munter, aber ich hatte so die Ahnung in einer Stunde wieder rausgeworfen zu werden, weil Madame nun doch schlafen wollte. So irrte man sich. Tatsächlich gin ich erst mit dem Sonnenaufgang nach Hause. Hat jemand von euch schon mal einen Sonnenaufgang gesehen? Ich habe festgestellt, dass ich um diese Uhrzeiten normalerweise entweder schlafe, oder eben immer noch irgendwo sitze. Gegangen bin ich auch nur, weil die Taugenichtsin wenige Stunden später zur Probe musste, und ich ungern für müde Proben verantwortlich war.
Was wir tat war wohl das, was meine Generation "rumhängen" nennt. Dieses miteinander Zeit verbringen, ohne unbedingt eine dauernde Interaktion zu haben. Da schaut man ein bisschen Pushing Daisies (Madame hat Geschmack!), dann Coupling, was Madame leider ablehnte, weil die Männer nicht gut aussehend genug waren, sonst aber eigentlich mochte. (Was soll denn das.) Dann haben wir etwas getan, was ich zu sehr genieße. Sie gab mir die ersten paar Seiten einer Geschichte zum lesen. Ja. Ich habe inzwischen den Luxus meine Freunde nach ihrer Kreativität herauszusuchen und bin nicht mehr dazu gezwungen mich mit Menschen auseinander zu setzen, die so gar nicht nach meinem Geschmack sind. Darum haben die meisten von denen zumindest die ein oder andere Prosa verfasst.
Was ich las, war der Beginn eines Teenyromans, mit dem Setting der klassischen amerikanischen Highschool. Ich wunderte mich etwas darüber, bis ich den Trick dahinter verstand. Ich weiß nicht, ob es bewusst oder unbewusst war, aber dadurch, dass sie den Stereotyp schrieb - Es ging um das was man so als "Headcheerleader" kennt - erübrigte sich viel. Man weiß sofort wie die Leute aussehen, wie die Umgebung wirkt, was als gemeint ist, und wovon sie spricht, weil man selbst wenn man nur Highschool Persiflagen wie Buffy oder Ten things I hate about you gesehen hat das alles schon kennt. Dadurch kann sich die eigentliche Handlung um die durch und durch arschigen Protagonistin sehr schnell und sauber entfalten. Nach etwa zwanzig handgeschriebenen (!) Seiten gingen wir für ihre Zigarette danach hinaus, damit sie die "Wie war ich?" Frage stellen konnte. Ich sagte ihr was ich so denke und bevor ich zum "Wieso zur Hölle ausgerechnet ein Teenyroman, bei dem flüssigen Schreibstil könntest du ganz andere Sachen schaffen!"-Teil kam, erklärte sie "Ja, also das wird eigentlich ein Fantasyroman..." und eröffnete dann eine nicht ganz dumme Geschichte über Parallel/Traumwelten, Sünden, Erlösung mit viel Düster und Kälte.
Anschließend sollte ich ihr noch ein paar Ideen geben, weil sie an einer Stelle so gar nicht weiter kam, und ich schaffte es tatsächlich ihr ein paar Gedankenanstöße zu geben und sie zum Weiterschreiben zu bewegen. Etwas, das ich beim Herren Baron nie geschafft habe.

Nach viel allgemeinem Eier schaukeln und ich weiß gar nicht was wir noch alles gemacht haben, fuhr ich dann nach Hause. Nur um am nächsten Tag gleich wieder zu kommen. Da ging es dann darum Monopoly zu spielen. Nicht ganz so witzlos zu zweit, wie ich gedacht habe. Und tatsächlich habe ich es geschafft das erste mal seit ich mich erinnern kann auf der Gewinnerstraße in dem Spiel zu sein. Etwas das bei der Taugenichtsin gar nicht gut aufschlug. Sie begann Namen zu rufen und kapitulierte letztendlich, nicht ohne Dinge nach mir zu werfen. Ich habe schon nach ihrer unangenehmeren Seite gesucht. Und da war sie. "Keine Angst, das hört auf, sobald das Spiel vorbei ist." Und so habe ich tatsächliche gewonnen. Und das obwohl ich es hart versucht habe. Ich habe der Westbahnhof für sechzehn Tausend Mark abgekauft (Heißt: Ich habe in der Eitelkeit, die dem Gewinner des Spieles eigen ist, einmal in mein Bankfach gegriffen. und einen Riesenhaufen großer Scheine nach ihr geworfen. Dann gab ich ihr noch einen Zwanziger hinterher mit dem Kommentar "Und kauf dir was Schönes."
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr Verhalten damit zusammenhängt. Das Geld nahm sie übrigens trotzdem.
So lange wurde der Abend dann aber nicht. Am nächsten Tag gab es gleich den nächsten Wochenhöhepunkt, denn der Polizist kam spontan vorbei und wir entschiedne uns ein chinesisches Märchen namens Wuji anzusehen, das wir schon bei seinem vorletzten Besuch um Weihnachten rum ausgesucht hatten. Danach gingen wir ins übernächste Irish Pub und bekamen wieder sehr bald Gesellschaft von der Taugenichtsin und ihrer Mitbewohnerin. Auf diesen Abend will ich nicht zu sehr eingehen. Es sei nur gesagt, dass der Polizist wie immer ein hervorragende Gesellschaft war, und leider auch wieder seine Fähigkeit Frauen zu entfremden gezeigt hat. Und ich habe meine in Prag gewonnen beginnende Freundschaft zu dunklem Bier zu vertiefen und irgendwann gingen wir dann auch wieder nach Hause, früh wie abgesprochen, aber später als geplant.
Der Mittwoch war wieder ganz anders, aber eigentlich nicht. Nach der Probe lud ich nämlich einige alte Kunst-LK-Kollegen - alias K-Club, nach unsere Altmeister Mr. K - und die Dinge entfalteten sich erneut. Am Donnerstagabend, als ich gerade nach unserer Vorführung nur mit einer Unterhose um den Schritt und einem Handtuch in den Haaren aus der Dusch stieg, lief ich einigen alten Theaterbekanntschaften in die Arme. "Ladies", sagte der Baron in mir, worauf hin ich nach unserer vorletzten Vorstellung in die Pizzeria eingeladen wurde. Ich lehnte aber ab, als ich erfuhr, dass es die Form von Einladung war, bei der ich selber zahlen musste. Außerdem wollte ich jetzt mal wieder einen ruhigen Abend verbringen und etwas Schlaf nachholen. Das Funktionierte ganz gut. Gesellschaft war mir meine reizende Mitbewohnerin und der süße Schlaf. Aufgeweckt hat mich dann besagter neuer Mitbewohner. Und so schließt sich die Erzählung meiner Woche. Zumindest soweit wie sie jetzt ist. Samstag und Sonntag sind mit Derniere und Probe gut verplant und heute, am Freitag, steht mir noch einmal so gar nichts bevor. Das sollte Stoff für ein Staffelfinale bieten. Jetzt habt ihr auch einen Eindruck von dem was es eigentlich bedeutet, wenn in der Überschrift "Slackerrecords" steht. Für die Leerstellen der Geschichte, verweise ich auf den "Aus dem Leben eines Taugenichts"- Dreiteiler.
Jetzt wird der etwas zerfallene Bananenkuchen gegessen.

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