Familien im Brennpunkt,
Richter Alexander Hold, Das Model und der Freak, Myth Busters – Die
Wissensjäger. Davor: Die Küchenschlacht, Zwei bei Kallwass, Die
Einrichter, We are Family! So lebt Deutschland. Dann: Topfgeldjäger,
Verdachtsfälle, Richterin Barbara Salesch, Jeff Corwins tierische
Abenteuer, Frank – der Weddingplaner.
Der Knopf der
Fernbedienung, mit dem kleinen Pfeilchen nach oben hat früher mal
ein leises, aber deutlich vernehmbares 'klick' gemacht. Schon nach
wenigen Wochen verging das aber. Das einzige Geräusch das entstand
war die kleine Pause beim wechseln der Kanäle. Im Monotonen rauschen
der Programme wie eine Konstante in der gleichen Vielfalt der Sender.
Bei „Die Auswanderer“ hielt ich kurz inne. „Harald wollte nicht
mehr in den einengenden Arbeitsverhältnissen seiner alten Firma
arbeiten, also entschloss er sich seine Sachen zu packen und
umzuziehen.“ „Mia wa's ainfach genuch, ich wollde auch ma' nen
frain Freitach ham, und nich imma ersd um via nach Hause kommen. N da
dachd ich mia ich geh ma' wech.“ kommentierte Harald, 42, ein Mann
mit Schnauzer und Vokuhila. Er trug zu seinem weißen Unterhemd eine
blaue Jogginghose mit vergilbten Längsstreifen. Er sag ein bisschen
aus wie Obelix, nur ohne den Helm und mit weniger Haaren. Rot waren
sie auch nicht, sondern sie hatten dieses dunkle Grau, das darauf
hinwies, dass die Haare irgendwann wohl mal dunkel gewesen sind.
Seine Brille war etwas zu groß um zu ihm zu passen, und der Rest
seines Gesichts war haarig und schlecht rasiert. „Leider kann sich
Harald den Umzug nach Mallorca nicht leisten, sein alter Arbeitgeber
hat ihm einfach zu wenig bezahlt.“ „Es wa am Ende socha so, dass
wia nich mal mehr nen Weihnachtsbonus bekommen haben. Und wenn doch,
dann musstn wia beim Betriebsausfluch des Essen selba zahln.“ Auf
RTL, auf Pro7, die siebte Wiederholung einer wahllosen Sitcom auf
Kabel 1 schnell übersprungen hin zu SAT1, davor eine kurze Pause bei
9LIVE, wo ihm versichert wurde dass er der nächste Anrufer sein
könnte.
Mit einem diesmal deutlich
hörbarem 'klick' fiel plötzlich der Strom aus. „Shit!“ stieß
ich aus. Hinter mir durchs verhangene Fenster fiel kein Licht mehr.
Der Strom musste wohl im ganzen Viertel ausgefallen sein. „Penner...“
murmelte ich. Weiter etwas von Gebühren und Plattwichsern. Langsam
gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit und ich fand den Weg
zum Fenster. Ich zog die Vorhänge auf und sah mich um. Der
Nachthimmel war das einzige Licht. Sonst sah man die Sterne in der
Stadt nie und den Mond nur ganz schwach und selten. Ohne Vorhänge
und mit geöffnetem Fenster konnte ich genug sehen, um meinen Weg zur
Kommode zu bahnen. In der obersten Schublade fand ich die schwere,
alte Taschenlampe. Aber sie ging nicht mehr. Richtig, ich hatte die
Batterien für die Fernbedienung verwendet. Die unterste Schublade
klemmte, doch mit ein bisschen Gewalt konnte ich sie aufstemmen und
ein paar Kerzen zu Tage fördern. Das Feuerzeug hatte ich noch in der
Tasche. Die Kerzenflamme war nicht sehr hell, ich konnte kaum den
Boden sehen. Ich wollte sie vor den Spiegel stellen, um die
Leuchtkraft zu verstärken, doch als ich da war, fiel mir ein, dass
der Spiegel zersprungen war. In dem Scherbenhaufen, der immer noch am
Boden lag, sah ich vielfach wie die Kerze Licht auf mein Gesicht
warf. So ganz ohne Spiegel hatte ich mich meine Reflexion lange nicht
mehr gesehen. Bis jetzt.
„Also Gut,“ murmelte ich. „Fangen wir eben an.“ Und Stück für Stück sammelte ich die Spiegelungen auf. Im Dunkeln ganz vorsichtig, jede einzeln, denn ich wusste nicht an welcher Scherbe ich mich schneiden könnte.
„Also Gut,“ murmelte ich. „Fangen wir eben an.“ Und Stück für Stück sammelte ich die Spiegelungen auf. Im Dunkeln ganz vorsichtig, jede einzeln, denn ich wusste nicht an welcher Scherbe ich mich schneiden könnte.
Veröffentlicht in der Lokalkulturzeitung August '11
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