Prof. Dr. Dr. Karl Erich Schneeberger,
renomierter Literatur- und Sprachwissenschaftler, kürzlich aus Asien
zurückgekehrt, war für seine Abhandlung über 'Intellektualisischen
Sprachstil als Zugang zur gehobeneren Bildung' bekannt geworden.
Seitdem hatte er aber viele Arbeiten veröffentlicht, die ihm nach
einander jede Tür geöffnet haben. Er war Experte für klassische
Philologie, Hebraistik und Byzantinistik. Ein beherrschte alle
europäischen Sprachen in ihren Grundzügen und die romanischen in
den allermeisten Dialekten. Als ihm das zu langweilig wurde lernte er
mit Leichtigkeit die restlichen slawischen Sprachen hinzu. Nach
seinem wissenschaftlichen Durchbruch begann er die meisten
afrikanischen Sprachen zu sprechen und orientierte sich immer weiter
in den fernen Osten.
Jetzt, nach seiner letzten
Forschungsreise, in der er sich auf kulturwissenschaftlichen Gebieten
befand, die noch niemand westlich des Himalaya gesehen hatte, kehrte
er nach Zürich zurück, um seine Professur fortzusetzen – Die
Studenten sprachen selbst untereinander nur in den hächsten Tönen
von ihm.
Als er an seinem dritten Tag zu Hause
etwas Abwechslung von seiner sinologischen Betätigung suchte und
diedie schlichte Bachelorarbeit eines Heidelberger Studenten las,
runzelte er die Stirn. Sein Augen verengten sich und er griff zu
seienr Leselupe. Sichtlich unbefriedigt mit seiner Beobachtun wischt
er sich mit einer Hand die Brösel seiner mit Schinken belegten
Sesamstange aus dem beachtlichen Schnurrbart und griff mit der
anderen zum Telefon. "Frau Zumberhoser, würden sie mir bitte
die Bachelorarbeit über den deutschen Jugendstil zu schicken? In
meinem Druck scheint ein Fehler zu sein." Und die verlässliche
Frau Zumberhoser sendete umgehend eine E-Mail mit Anhang. 'Die
Vitalisierung der Literatur bis hin zum Jugendstil' "Sowas
blödes," murmelte Prof. Dr. Dr. Schneeberger. Er öffnete die
Datei und sucht nach Seite 14. Es schien kein Fehler zu sein. Die
ausgedruckten Seiten waren ein Abbild des digitalen Flimmerns auf
seinem etwas alt gewordenem Monitor. "Frau Zumberhoser, würden
sie bitte mal rein kommen?" Frau Zumberhoser steckte ihren Kopf
durch die Tür. Fragend hob sie die Augenbrauen. "Frau
Zumberhoser, würden sie sich das bitte mal ansehen?" Durch
ihren Rock konnte sie nur mit kleinen Schritten zum großen
Schreibtisch des Professors trippeln. Sie beugte sich über seine
Schulter und setzte ihre Brille auf, um die Stelle auf die Kerl Erich
mit seinem kleinen Finger wies genauer anzusehn. "Ja?"
fragte sie und wie Schneebergers Stirn runzelte sie jetzt ihre. "Was
soll das?" "Das ist ein Buchstabe, Herr Professor."
antwortete sie nicht ohne Verwunderung.
"Nicht das da, das da!"
"Ja, das..."
"Aber Frau Zumberhoser, das ist
vollkomme unmöglich, sowas habe ich noch nie zuvor gesehen."
Die Sekräterin erhob sich und ruderte
etwas hilflos mit ihren Armen. "Vielleicht sollte ich Professor
Moser-Wyss holen."
"Das ist doch wirklich nicht
nötig, Frau Zumberhoser, da hat sich der Student scheinbar einen
Scherz erlaubt mit dem er jetzt meine Zeit verschwendet. Sowas in
einer wissenschaftlichen Arbeit! Rufen sie Heidelberg an und geben
sie mir Professor Schulte."
"Äh..." die Entgegnung starb
auf den Lippen.
Schneeberger geriet immer mehr in Rage.
Soetwas hatte er in seiner ganzen akademischen seit über vierzig
Jahren nocht nicht erlebt. Nicht nur, dass der Student sich eine
solche Frechheit anmaßt, Professor Schulte übergeht das auch
einfach und schickte ihm die Arbeit! Eine Respektlosigkeit an allen
Enden! Das ist eine persönliche Beleidigung gegen seine Stellung und
seine Person!
"Ja! Herr Schulte!"
Schmeeberger riss den Hörer von der Gabel sobald das Telefon
klingelte. "Ja... Ja, hab ich gelesen!... Ich muss sagen, so
eine Freichheit habe ich von einem Studenten noch nie erlebt! Und Sie
übergehen das einfach und schicken mir die Arbeit! So respektlos
wurde ich noch nie behandelt! Mit so einem Witz meine Zeit zu
verschwenden! Das ist eine persönliche Beleidigung gegen meine
Stellung und mich persönlich! Ich bin schwer enttäuscht, so etwas
von ihnen! Einen Mann von Seriösität und Bildung!"
Frau Zumberhoser hörte besorgt das
Geschrei aus dem Nebenbüro mit. Kurzentschlossen ging sie zu Prof.
Moser-Wyss holen.
Als der Professor aus dem Büro
gegenüber ankam fand er seinen dienstälteren Kollegen wütend
durchs Büro rasen und wüste Beschimpfungen in den Hörer brüllen.
Das Telefonkabel hatte sich bei seinen rasenden
Schreibtischumkreisungen mehrfach um die Schreibtischlampe gewickelt.
"Ja, Ja! JA! Sie mich auch, Frau
Schulte!" und Herr Schneeberger donnerte den Hörer auf die
Gabel.
"Aber Professor Schneeberger, was
hat ihnen der Herr Schulte denn getan?"
"Sehn sie sich das an? Sehn sie
das? Hier, gleich im ersten Wort, sogar im Titel schon! Er hats sogar
in seinen Namen getan! Unfassbar! So eine Respektlosigkeit!"
"Professor Schneeberger, was ist
denn daran so ungewöhnlich?"
"Irgendwelche Zeichen über der
ganzen Arbeit! Und Herr Schulte schickt mir das auch noch weiter! Nie
bin ich so behandelt worden!"
"Meinen sie die da?"
"Natürlich! Sehn sie sonst irgendwelche Hirngespinste in diesem Text?"
"Natürlich! Sehn sie sonst irgendwelche Hirngespinste in diesem Text?"
"Karl Erich das ist kein
Hirngespinst. Das ist ein ganz normaler Buchstabe!"
"Wie bitte? Wollen sie mich jetzt
auch noch veralbern!?"
"Sehen sie mal," sagte der
von Natur aus geduldige und verständnisvolle Prof. Moser-Wyss.
"Hier," und schlug ein Lexikon aus dem gewaltigen
Bücherregal hinter Prof. Schneebergers Schreibtisch. "Was
glauben sie dann, was da für ein Buchstabe ist?"
Schneeberger beugte sich tief in das
Lexikon hinein, wie er es vorhin schon bei der Arbeit tat. Dann
lehnte er sich mit verständnisloser Miene zurück und sah seinen
Kollegen an.
"Professor Moser-Wyss, ich habe
diesen Buchstaben noch nie in meinem Leben gesehn!"
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