Dienstag, 26. Juli 2011

Unitagebücher: Der Gott aus der Premiere

Der Dienstag beginnt traditionell damit, dass ich vor dem Wecker aufwache und die Zeit nutze um noch ein bisschen zu dösen. Natürlich spielt die Blase nicht lange mit und irgendwann muss man aufstehen. Wenn man zurück kommt gibt der Wecker schon sein Bestes und eine Rückkehr ins Bett scheint, bis zu dem ersehnten Moment in dem man wieder zu Hause ankommt, in weiter Ferne.
An diesem Dienstag war das Morgengrauen ganz besonders grausam, denn ich musste mich zu meiner ersten Klausur aufraffen. Natürlich war ich nicht vorbereitet. Mehr als mir die Begriffe anzusehen und einmal durch zu googeln habe ich nicht getan. Nicht aus Zeitmangel oder Faulheit, sondern aus purer Planlosigkeit wie ich mich sonst auf eine Analyse vorbereiten soll.
Die Klausur sieht so aus, dass man einige Informationen über ein Spiel bekommt (Titel, Entwickler, Publisher, Engine...) und der Professor das Spiel ein wenig vorspielt. Dann sucht man sich zwei bis drei medienästhetische Merkmale aus und analysiert vor sich hin.
Nun hatte ich als das Glück, dass aus der Hülle und Fülle mir völlig unbekannter „Klassiker“ ausgerechnet ein Rollenspielhybrid vor die Füße fällt. Bis dahin hatte ich meine Zweifel, ob das alles was wird, aber als das Spiel wie der Gott aus der Maschine zu mir aufstieg und sagte: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein!“. Aufmerksame Leser die das Spiel zufällig kennen wissen jetzt schon, dass es sich um „Deus ex“ handelt. Ein Spiel dass ich tatsächlich ein zwei Tage gespielt hatte. Ein Vorteil den man auskosten muss, wenn man eigentlich nur zehn Minuten vom Spiel sehen kann.
Nach einer kleinen Einleitung mit historische Einordnung folgte eineinhalb Seiten über die Genre Zuteilung, dann wegen auslaufender Zeit ein flotter Teil über der GUI und vom optionalen dritten Teil konnte ich nur noch die ersten beiden Buchstaben „KI“ schreiben.
Alles in allem viel zu viel zu schreiben in der lächerlichen Zeit von einer dreiviertel Stunde. Trotzdem gelang es mir wie in den alten Deutschklausuren eine Referenz auf alles was ich liebe zu machen und so verglich ich „Deus Ex“ in seinen Rollenspiel Anteilen mit Baldurs Gate und Icewind Dale. Schaffte die Kurve zu Bloodlines und Planescape: Torment, sowie KOTOR leider nicht mehr. Sonst hätte ich es geschafft alle Rollenspiele, die ich jemals gespielt habe abzudecken.
Ich vermisse die Klausuren in denen man über drei Stunden schreiben konnte.

Der Student


Heute habe ich den Tag über gar nichts gemacht. Nicht weil ich die Klausurkarte gespielt habe und mich „erholen“ musste, (Im Ernst. Sein Hirn mal ein paar Stunden auf Höchstleistung laufen zu lassen ist nicht so anstrengend...) sondern aus dem profanen Grund, dass es für mich nichts, aber auch gar nichts zu tun gab!

Der Bademantelmann


Am Abend war Premiere. Ich könnte euch erzählen wie alles super toll war und klasse lief. Leider stimmt das nicht. Es war wie zu erwarten furchtbar. Lasst es mich darum nochmal sagen: Geht niemals in eine Theaterpremiere. Filmpremieren sind okay, ich hab gehört das sollen alles Folgefehler sein. Theaterpremieren sind furchtbar. Die ganze erste Hälfte eines Theaterstückes ist furchtbar. Geht niemals in der ersten Hälfte der Aufführungszeiten. Geht irgendwann danach.
Es gab eine taube Gitarre, eine verlorene Pfeife, Pausen im Gespräch, die ich nur durch Zeilenklau schließen konnte. Um eine weitere Coupling-Theater-Hybrid Weisheit zu geben: „Wenn die Pause wie ein weiterer Schauspieler auf der Bühne steht, der nur nicht viel sagt, macht mindestens einer der anwesenden Schauspieler einen Fehler. Glaubt gar nicht, dass es eine „bedeutungsvolle“ Pause geben darf. Pausen in einer Komödie sind entweder bis ins kleinste Detail inszeniert und dann hoffentlich witzig oder der größter Feind des Stückes.“
Ich muss nicht erwähnen, dass ich auch einen Textverdreher hatte und mir der Satz, der mir am besten gefällt abgeschnitten wurde. Da war ich traurig. Selbstverständlich hat es einen Stein gegeben der den Schlusseinmarsch versaute, selbstverständlich hat es hier nicht so gut geklappt wie da, aber warum beschwere ich mich. Das Premierenpublikum ist selber Schuld.
Der eigentliche Spaß einer Premiere ist in Wirklichkeit ja auch das anschließende Essen (auf Koste der Bühne). Selten fühlt man sich mit Menschen so verbunden, wie nach einer geschlagenen Schlacht für die man Wochen lang trainierte beim anschließenden Gelage bis tief in die Nacht.

Der Drama-Dramatiker


Link des Tages:
Passend zur Klausur – die vielleicht interessanteste aktuelle Werbekampagne für Deus Ex 3

2 Kommentare:

  1. @ Bademantelmann:
    was ist denn sonst dein auftrag?

    @ Drama-Dramatiker:
    ja schon, aber abgesehen davon war das ganze stück - vielleicht durch die kleinere bühne, vielleicht durch die kürzungen - wesentlich lebendiger als letztes jahr. auch die prinzessin - viel koketter - und der könig waren eindrucksvoller und die katharina hatte ich nicht so putzig in erinnerung....
    die diesjährige besetzung von dem essensgenieser fand ich auch noch akzentuierter.
    also mir hats gfalln
    M.

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  2. Ach, da gibt es einiges zu tun! Texte lernen, Gitarre spielen, nach einem Besuch aufrämen, vor einem Besuch aufräumen (das ist gelogen), Lernen, die Mitbewohnerin bespaßen, Proben... Das meiste davon fällt jetzt ja glücklicherweise weg, was den Platz für viel Quality-Bademantelzeit lässt.

    Der Bademantelmann


    ... und jetzt stell dir vor du wärst in dem Stück ohne Hänger und Kleinigkeiten gewesen!

    Der Drama-Dramatiker

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