Mittwoch, 19. Oktober 2011

Serie: Terra Nova


Jetzt wollte ich euch die vergangenen Wochen ja über die neuen Serien aufklären. Die Über-Überraschung „Revenge“ habe ich euch ja schon mal kurz gezeigt, jetzt versuche ich das zu verarbeiten, was hier noch in meinem „UTB“ Dokument auf dem Desktop liegt. Zum Überblick: Auch neu in dem Herbst ist noch „Ringer“, was mich noch nicht genug reißt, um mehr zu schreiben und „Person of Interest“, was mich tatsächlich enttäuscht hat. „Grimm“ und „Once upon a Time“ kommen nächste Woche, nachdem beide an das Thema „Märchen in der Moderne“ rangehen, wenn auch aus unterschiedlichen Richtungen, werde ich vermutlich da draus was drehen...
Terra Nova, erschien mir im ersten Moment wie ein riesiges: Lost/Jurassic Park Mash-Up.
Es ist nämlich so: In der Zukunft ist die Erde endlich erfolgreich zerstört worden und wenige auserwählte dürfen durch einen Zeitriss in die Kreidezeit reisen, wo es nur Dinosaurier und Dschungel gibt.
Der Pilot sagt schon alles darüber: Alle Zeitproblematiken wurden mit der Begründung „Das ist ein anderer Zeitstrang als unserer“ aus dem Weg geräumt. Dass sie die Zukunft von anderen dadurch verändern können, scheint sie nicht zu interessieren. Trotzdem bleibt die Sache geschickt, da man sich so auch nicht an irgendwelche historischen Erkenntnisse halten muss oder sich zwischen den archäologischen Theorie von Dr. Schneeberger oder Prof. Moser-Wyss zu den Lauten des Utahraptoren entscheiden muss. Der Acceraptor aus dem Pilotfilm ist schon eine freie Erfindung, während der Carnotaurus tatsächlich existierte.
Die Dinosaurier sahen am Anfang leider noch nicht so furchtbar toll aus, das hat sich mit der zweiten Folge aber schlagartig geändert, auch wenn ich die Jurassic Park Dinos immer noch cooler finde. (Tatsächlich ist die Gallimimusstampede bis heute in jeder Vorlesung über Computeranimiationen enthalten)
In der Hinsicht muss die Serie aber auch einiges bieten, denn sie hat ein ganz, ganz, ganz furchtbar schwaches Drehbuch, einfältige Charaktere und bisher nicht einen spannenden Dialog. Es gibt den harten Commander der „Terra Nova“ Kolonie, den guten Polizisten Protagnoisten, seine kluge und talentierte Frau und die drei Kinder, die alle gängigen Klichees soweit abdecken. Natürlich ist da noch der Leiter der wissenschaftlichen Abteilung, der ein Auge auf die Frau geworfen hat, und er verhält sich dabei genau so skrupellos, wie man es erwartet. Es ist auch jetzt schon klar, dass er im entscheidenden Moment nachgeben wird, sich zu den Guten bekennt und dabei irgendetwas opfert. Mit etwas Glück sein Leben und alles andere käsige in der Serie.
Bevor ich weiter läster will ich einwas positives verlieren: Die Protagonistin und die weiblichen Kinder der Familie haben alle einen deutlich sichtlichen spanischen Hintergrund. Es hört sich albern an, aber das ist selten. Wenn ich meine Serienwache durchgehe ist die einzige nichtweiße Hauptdarstellerin „Nikita“, die auch erst vom letzten Jahr kommt. Dann gibt es natürlich noch Benjamin Sisko! Und der ist ja nun leider der am wenigsten beachtete Sternenflottencaptain. (Völlig zu Unrecht!) Jajaja, immer wieder gibt es schwarze, hispanische, indische und manchmal sogar asiatische Sidekicks und Mitglieder der Serienfamilie, aber neben Nikita, gibt es wirklich wenige Leute die der ganzen Protagonisten-Sache so nahe kommen, wie Elisabeth Shannon aus Terra Nova! Vielleicht sehe ich nur zufällig die falschen Serien, aber ganz sicher ist es eine ungemütliche Konstante. Spielfilme scheinen da etwas(!) aufgeklärter zu sein.
Weiter im Text: Wieso ist das Drehbuch so arm? Star Treks Brannon Braga ist immerhin mit dabei, aber mal ehrlich Star Trek ist nicht gerade die Krönung der spannenden Stories. Die 24-Typen machen natürlich käsiges Kino und der dritte Teil besteht aus Steven Spielberg, der ja nun leider durch und durch Hollywood macht. (Über Hollywood habe ich mich in der Vergangenheit aufgeregt, und ich werde es wieder tun. Jay frakking Bolter hat dazu mal eine sehr interessante Randbemerkung in einem Vortrag bei uns gemacht.)
Der Autor mit dem größten Potential in der Show war David Fury. (Buffy, Angel, Lost, 24) Der ist natürlich wegen „kreativer Differenzen“ noch vor der Produktion gegangen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt. Die einzelnen Episoden können zwar nachdem das Problem identifiziert wurde (das ist sehr früh) vorausgesagt werden, und natürlich wird es dann ein weiteres Problem in der Lösung geben und dann weiß man auch schon wie und wer es lösen kann.
Der Metaplot scheint aber vielversprechend genug. Man kann viel raten und bekommt verfluchterweise auch viel
verraten. Die Plots der geheimnisvollen Sixes, wer ihr Verräter ist und auch was hinter den Berechnungen im Stein steckt, wird sehr früh offenbart.
Der Mystery-Faktor, den ich so sehr liebe, ist sehr gering. Die Dialoge sind schwach. Die Story kann man kaum als solche beschimpfen und JA! Ich werde es weiterhin anschauen. Wieso? Weil es schön ist. Inder Kulisse steckt offensichtlich sehr viel Geld und auch Liebe. Die Schauspieler sind nicht ganz und gar unbegabt und schauen alle ziemlich gut aus. Protagonist Jim (JIM!) Shannon erinnert mich laufend an Eurekas Jack Carter, vielleicht tut das seinen Teil.
Soviel zu Terra Nova. Wenn ihr flasche Unterhaltung wollt und euch noch nicht die Gabe abhanden gekommen ist das Gehirn beim Fernsehen abzuschalten, könntet ihr eine glückliche Beziehung führen. Wenn nicht, schaut lieber was subtileres. Oder Coupling.
Vergesst alles was ich bisher gesagt habe: Schaut Coupling! Im O-Ton! Wieso denn nun wieder im O-Ton? Ganz einfach: Wieso sollte man DAS hier sehen wollen, wenn man auch DAS hier, sehen kann? - Der Serienjunkie

4 Kommentare:

  1. Jaaaaaaa! Ich musste bei Jim auch immer an Sheriff Carter denken! Er hat dieselbe linkisch-entschlossene Liebenswürdigkeit! Allein deswegen lohnt es sich denke ich schon dranzubleiben. Ich würde beim Thema "Mash up" allerdings noch "Avatar" mit ins Boot holen. Nicht nur die Optik ist eindeutig dadurch beeinflusst, sondern auch Stephen Lang spielt in Grunde dieselbe Rolle...

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  2. Avatar ist sicher auch nicht verkehrt. Lost hingegen scheint nicht ganz so passend zu sein, dafür haben sie viel zu viel Plan von dem was da eigentlich abgeht. Natürlich gibt es trotzdem die Andereääääh Sixers (was sich in meinen Ohren immer noch anhört sie ein Baseballteam. NINERS!) und die mysteriösen Berechnungen im Stein... Aber solange nicht mindestens ein Carnotaurus mit vier Zehen auftaucht, ist der LOST Faktor zu gering.

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  3. Funfact, über den ich gerade noch gestolpert bin:
    Im Vorspann ( http://www.youtube.com/watch?v=2cdZd-ie5kM ) sieht man, wie sich die Kontinente zu einem vereinen. Meines Wissens nach, hatte man in der Kreidezeit aber schon gar kein Pangea mehr. Dann wiederum war die Kreidezeit nicht gerade kurz und Terra Nova befindet sich ja dann auch noch in einem anderen Zeitgefüge...
    So oder so, haben die Macher beschlossen, dass der Standort keine Rolle für die Serie spielt, die Geographie kann also schön überrolt werden von der überwältigenden... äähm... von... Ja. Überrollt werden.

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  4. Ein paar Non-Caucasians sind mir noch eingefallen, welche die üblichen Einschränkungen/Stereotypen unterlaufen:

    - Hawthorne: J.P. Smith als titelgebende Chief Nurse.
    - The Mentalist: Mit Einschränkungen. Aber Detective Cho verdankt seine Nahkampfausbildung immerhin dem US-Militär. Nicht seiner asiatischen Herkunft.
    - DS9s Julian Bashir soll wohl arabischer Herkunft sein. Der Schauspieler Alexander Siddig ist es zumindest, ebenso der Name "Bashir". Auch seine Eltern (in der Serie) haben ein recht orientalisches Aussehen. Kann mich nicht erinnern, dass das jemals ein Thema in der Serie war. Anders als Siskos Hautfarbe (Badda Bing, Badda Bang / Jenseits der Sterne...).
    - "Shaft" hatte einen schwarzen Titelhelden. Der war seinerseits natürlich die Inkarnation eines kulturell konstruierten Stereotyps.
    - Insgesamt hast du natürlich recht...

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